Monat: Oktober 2012 Seite 1 von 2

Tag 18 – Ankunft in Varanasi

Die Fahrt nach Varanasi war gar nicht mal so übel. Natürlich bequem ist anders – ich hab mich die ganze Nacht gedreht und gewendet. Mir gegenüber war ein so laut schnarchender Inder, dass ich dachte, ich krieg kein Auge zu.
Doch ich hab glücklicherweise meine Ohrstöpsel dabei und kann mich abschotten. Die frische Nacht lässt mich nicht durchschlafen, aber so kann ich zwischendurch einen Blick auf Gepäck werfen.

Unsere Chai-Wallahs (Teeverkäufer) wiegen uns in den Schlaf und sind auch wieder die ersten die sich am Morgen bemerkbar machen. Es gibt unzählige davon in dem Zug. Sie laufen immer auf und ab und verkaufen allerhand. Tee, Kaffee, kalte Getränke, aber auch Samosa’s, Omletts und mehrere Artikel, die ich akustisch oder sprachlich nicht verstanden hab. Da wir vor Abfahrt noch ordentlich was gegessen haben lassen, wir uns auf keine Experimente ein. Auch die Teeverkäufer haben kein Glück, ich halte mich zurück, da ich die Toilette im Zug möglichst wenig gebrauchen möchte.

Varanasi erreichen wir dann mit ca. 40 Minuten Verspätung. Da es Franziska nicht so gut geht, nehmen wir ein etwas teureres Taxi in der Hoffnung ohne Umwege ins reservierte Guesthouse zu kommen.
Soviel kann ich schon sagen, Varanasi’s Verkehrsverhältnisse sind geradezu chaotisch. Auf dem Weg zum Guesthouse fahren wir einen Velofahrer an (nicht schlimm, aber er muss dennoch absteigen) und schaffen es nur knapp ohne Beule zum Ziel.
Der Fahrer macht es uns dadurch einfach, dass er unsympathisch ist. Er bemüht sich nicht mal höflich zu sein: Im Guesthouse, welches ich telefonisch reserviert hab, versucht er dennoch eine Provision zu erhalten. Da er keine erhält, versucht er uns in einem anderen Hotel unterzubringen.
Aber die letzten 100 Meter müssen wir zu fuss gehen, das er hier angeblich nicht parken darf. Obwohl es alle anderen dürfen. Vielleicht versucht ja nur Benzin zu sparen. Auf dem Weg fuhr er schnell zur Tankstelle und hat ganze 2 Liter getankt. Sparsam scheint er immerhin zu sein.

Der Fiebermesser kommt heute zum Einsatz und zeigt bei Franziska 37.1 Grad an. Nicht schlimm, aber dennoch genug um sich eine Auszeit zu nehmen und hinzulegen. Ich mache mich in dieser Zeit auf und schau mir die nähere Gegend etwas an.
Während ich dem Ganges entlang schlendere komme ich in den Genuss der Schlepper-Angebote von denen ich später im Lonely Planet später lesen werde.
Dort steht: Wer die Schlepper und Rikscha-Wallahs von Agra (Taj Mahal) für eine Plage hält, war noch nicht in Varanasi!
Manchmal tut es echt gut solche Dinge in einem Reiseführer zu lesen, weil es doch sehr störend ist, aber man diese Leute teilweise nur mit schlichtem (und für uns unhöflichem) Ignorieren, begegnen kann.
Heute schaffe ich es irgendwie den ganzen Shops, Bootsfahrten, Restaurants und Opium Angeboten zu widerstehen. Muss es allerdings mehrmals erwähnen, dass ich weder auf mehr Gewicht noch auf neue ausserkörperliche oder schwebende Erfahrungen aus bin 🙂

Dann sehe ich ein kleines Wunder. Frauen waschen im Ganges weisse Wäsche und legen es auf die Promenade, wo Leute spazieren, zum Trocknen aus. Vielleicht muss man den Dreck sehen der die Wäsche umzingelt, um das kleine Wunder zu erkennen. Der Dreck ist teilweise ein Meter hoch. (Fairerweise muss an dieser Stelle erwähnt werden, dass der Ganges gelegentlich so hoch steht und diesen Dreck zurücklässt.) Aber die Wäsche ist weiss, so richtig weiss. Ich krieg das nicht mal mit einer Waschmaschine so hin.

Später hole ich Franziska aus ihrem Schlaf und wir versuchen Essbares zu finden. Mein erster Vorschlag ist bloss ein Kaffee und mein Zweiter geschlossen. Aber unser Rikscha-Wallah überrascht uns mit einem Vorschlag der uns erstens passt und zweitens verhältnismässig uneigennützig ist, da er keine Provision dafür bekommt. Einfach so. Das tut uns wirklich gut nach den Strapazen von gestern.

Um 18 Uhr sieht es aus als wäre es 21 Uhr. Irgendwie geht die Sonne in Varanasi früher zu Bett. Dafür stellen wir fest, an unserem Ghats findet eine Party statt. Wir mitten drin, in unserem Zimmer 🙂 Die haben echt laute Lautsprecher hier, mal sehen wie lange sie Party machen können. Wir sehen es locker, die Aussicht auf den Lärm lässt uns schon richtig indisch locker.

Tag 17 – Delhi und Abreise nach Varanasi

Am Morgen gehts etwas knapp los an denselben Ort. Wir sind zwar nicht die Ersten, aber es gibt nicht so viele vor uns. Die Warteschlange ist prima. Es gibt Sofas und Bänke die im Raum verteilt sind. Man hat keinen Schimmer wo man «anstehen» oder eben «ansitzen» muss. Sobald aber jemand sein Ticket bekommen hat, steht irgendwo einer auf und alle anderen rutschen nach. Sieht witzig aus, wenn ein ganzer Raum «Reise nach Jerusalem» spielt 🙂
Nach einer Stunde haben wir unser Ticket, am Abend um 20:40 gehts nach Varanasi. Allerdings nicht wie gehofft in der zweiten Klasse, sondern in der Dritten. Das hatten wir ja schon von Delhi nach Agra, aber nun 12 Stunden im indischen Schlafwagen? Naja, wir wollen nach Varanasi und sind bereit diese Erfahrung zu machen.

Wir haben also noch den ganzen Tag Zeit und wollen uns noch das Fort ansehen und etwas im Quartier schlendern.
Erst geht es aber in eines der Roof Top Restaurants (Restaurant im obersten Stock), um uns zu stärken. Unglaublich, dass wir die Anzahl der Restaurant vor zwei Wochen nicht gesehen haben. Hier wimmelt es nur so von solchen. Vor zwei Wochen dachte ich noch, dass es schwer ist irgendwo ein gutes Restaurant zu finden. Tja, nachher ist man immer schlauer.
Hier beschliessen wir ein paar Taktiken, wie wir mit den ganzen Schleppern verfahren könnte. Taktik 1: «dem Schlepper versuchen etwas anzudrehen», Taktik 2: «Anzahl Fragen zählen, bis er zum Wesentlichen kommt» (Der Shop den man ansehen soll).

Wir stärken uns und schiessen ein paar Fotos, da wir das ganze Schauspiel der Stasse von hier aus super beobachten können. Zufälligerweise schaue ich in dem Moment in eine Richtung als unser Ex-Fahrer aus seinem Auto aussteigt. Ich nehm in kurz auf den Arm und rufe ihn an und erteile ihm Anweisung, dass er nicht weitergehen, sondern um sich blicken soll. Es funktioniert, er versteht gar nichts mehr 😉
Wir geben uns dann aber zu erkennen und er schaut kurz vorbei. Er freut sich sichtlich uns wieder zu sehen. Mein Glaube an das Gute ist wieder gestärkt. Gulab geht danach zu seinen beiden neuen Passagieren und wird gleich darauf Delhi wieder verlassen.

Ich will noch etwas Geld auf meine indische Nummer laden, bevor wir weiterreisen. Wir schauen kurz im Shop vorbei, wo das natürlich nicht funktioniert. Mir fallen die Worte des Typen im Vodafone Shop ein: «You can recharge your balance everywhere». Incredible India!
Naja immerhin der Händler zeigt eine Richtung an, wo es einen Vodafone Store gibt. Wenn, dann können die helfen.
So einfach ist der Shop dann doch nicht zu finden und da es hier von Schleppern nur so wimmelt, taucht auch gleich einer auf. Mich faszinieren seine Schuhe. Die sehen aus wie eine Kreuzung aus Cowboy-Stiefeln, Clownschuhen und Latexhosen. Einfach nur übel die Dinger. Aber faszinierend!
Ich entschliesse mich augenblicklich zur Taktik 2 und zähle die Fragen bis er zum Punkt kommt. Bei 20 hab ich aufgehört zu zählen. Er versucht uns gleich dahin zu führen. Also versuche ich das Beste daraus zu machen und frag ihn nach dem Vodafone Store. Er führt uns eine ziemliche Stecke in einen Mobile Shop, wo man uns natürlich nicht helfen kann, denn die verkaufen Handys. Aber daneben ist ein Vodafone Händler und oh Wunder, er kann was der davor nicht geschafft hat. Mit geladenem Handy komme ich aus dem Shop. E voila!
Dann das nächste Wunder: unser Schlepper kommt endlich auf den Punkt. Er möchte uns ein Geschäft zeigen, wo er etwas Cash bekommt, wenn wir reingehen. Ich will nicht unfair sein, da mein Problem sich gelöst hat, tun wir ihm den Gefallen.
Was für ein Shop, ziemlich viel Zeugs und auch sehr schön. Aber wir fragen nicht mal nach den Preisen und verlassen den Shop mit leeren Händen.

Wir haben noch etwas Zeit und entschliessen uns noch für eine Fort Besichtigung. Das erste Tuk Tuk, welches anhält wird von einem sympathischen Inder gefahren. 60 Jahre alt, geht erst in Pension, wenn er stirbt, hat drei Kinder, wobei seine älteste Tochter vor 5 Monaten geheiratet hat. Mit 31 etwas spät für indische Verhältnisse, aber jetzt hofft er auf Enkelkinder.
Er meint wenn wir das Fort in Agra gesehen hätten, dann wäre das Fort in Delhi reiner Zeitverlust. Er bietet uns aber eine Stunde Tour an, wo er uns noch ein paar extra Sehenswürdigkeiten zeigen will. Wir wollen es wissen, aber zur Sicherheit erwähnt Franziska «Keine Shops»! er sagt cool, wenn wir Shops sehen wollen, dann kostet es extra.
Klingt prima, wir steigen ein. Dennoch aus den bisherigen Erfahrungen bleiben wir vorsichtig, denn wir haben doch schon einiges erlebt.
Erst gehts zum Gandhi Memorial, dann zu einem Sikh Tempel, Buddhist Tempel und weiter zum Hindu Tempel. Wir bereits etwas tempel-faul bleiben sitzen und schiessen Fotos aus dem Tuk Tuk.
Dann nach 40 Minuten kommt das Unverhoffte. Er möchte kurz was essen und wir sollen uns doch kurz in den Shops auf der Strasse gegenüber austoben. Da wir uns keinen ansehen und ihn so um seinen 4 Uhr Snack bringen, erfahren wir nicht, ob es zusätzlich gekostet hätte wenn wir die Shops betreten hätten. (Wie er ja anfangs erwähnt hatte.)

Es ist echt schwer das Gleichgewicht zu finden wie weit man den Menschen trauen kann. Einerseits etwas von der Kultur mitbekommen, andererseits aber doch nicht abgezockt oder belogen zu werden. Aber wir haben ja noch etwas Zeit.

Abends dann besteigen wir den Zug ohne dass jemand versucht uns das Ticket abzunehmen oder eine extra Gebühr. Es scheint als wacht etwas über uns und will uns nicht noch mehr zumuten.
Beim Einsteigen stellen wir erfreut fest, dass wir mit 4 Spaniern ein 6er Abteil teilen. Das macht das Reisen in der dritten Klasse etwas sicherer.

Und wieder fährt ein indischer Zug auf die Minute genau los. Im Zug komme ich mir etwas vor wie im Zoo. Aber in diesem Zoo sind wir ausgestellt. Es scheint ungewohnt, dass Westler in der dritten Klasse reisen.

Tag 16 – von Mandawa nach Delhi

Zurück in Delhi, diesmal haben wir ein etwas besseres und weniger abgelegenes Hotel gewählt. Ausserdem wurde uns geraten früh am Bahnhof zu sein, da es noch eine begrenzte Anzahl Tickets für Touris wie uns geben soll.

Die Rückfahrt von Mandawa nach Delhi war überraschend kurz und nicht so übel wie gedacht. Unser Fahrer hatte uns 7 Stunden auf miesen Strassen und vielen Lastwagen in Aussicht gestellt. Ok, bei den Strassen hatte er absolut recht. Einige würden es wohl nicht unbedingt verdienen «Strasse» genannt zu werden. Aber es gab nur wenige Lastwagen und so ging es zügig vorwärts, so dass wir Delhi bereits um 14 Uhr erreichten, anstatt wie gedacht um 17 Uhr.

Unserem Fahrer «Gulab» war das sicher recht, denn ihn erwartete am nächsten Tag die nächste Tour. Und er wollte vorher noch den Kotflügel des Autos ersetzen lassen, um die neuen Passagiere nicht unnötig zu beunruhigen 😉 Ausserdem hat die Fahrertüre auch nicht mehr richtig funktioniert und er musste entweder über die Beifahrertüre aussteigen oder aus dem Auto klettern.

Das Hotel Hari Piorko ist der Hit. Zwar an einer echt lauten Strasse gelegen, ist unser Zimmer schön ruhig, gross, sauber und sogar ein Aquarium mit Fischen gibts da. Wir sind erstaunt und freuen uns auf die ruhige Nacht.

Danach gehts zum Bahnhof zum Auskundschaften der Ticket Angelegenheit. Wir wissen, New Delhi Railway Station, 1. Stock. Ich hab da mal ein Büro gesehen, aber es lag im EG, daher muss es wohl noch ein anderes geben. (Genau das war mein Fehler…!)

Wir versuchten irgendwo an die Infos zu gelangen und ein vermeintlicher Bahnhofsangestellter hat uns erklärt, wo wir zu den Tickets kommen. Er holt sich einen Reservationszettel von einem der geschlossenen Schalte und quasselt auf uns ein. Irgendwann erwähnt er das Delhi Tourism and Transport bla bla und dieses ist auf der Karte eingezeichnet mit einem i für Information.
Aber noch immer skeptisch wollen wir uns nicht von ihm zu einem Tuk Tuk bringen lassen, sondern uns den ersten Stock noch genauer ansehen. Aber da winkt uns einer ab, dass man da nur mit Tickets reinkommt. Auch er erklärt uns, wo wir zu Tickets kommen und es ist dieselbe Gegend. Damit hat er mich. Sogleich sitzen wir in einem Tuk Tuk und fahren los. Franziska diesmal mehr skeptisch wie ich, kontrolliert mit der Karte die wir haben. Die Richtung stimmt, aber die Adresse nicht. Also gibts eine Reklamation an den Fahrer und nach mehrmaligem Versichern, dass wir hier absolut richtig sind, fährt er dann doch los. An die nächste falsche Adresse. Alle in der Gegend wo das gesuchte [i] sich befindet, aber eben nicht da.
Diesmal ist es mir nicht gelungen Ruhe zu bewahren, ich koche innerlich und so lassen wir den Fahrer stehen ohne zu bezahlen. Dass er uns nicht aufhält ist der Beweis, dass er uns nicht da abgeladen hat, wo wir wollten.
Wir haben anfangs etwas Mühe uns zu orientieren, da die Strassen alle ähnlich aussehen. Mit etwas Hilfe kommen wir dann zum gesuchten Büro. Aaaber, es liegt im EG nicht wie beschrieben im ersten Stock. Aber ich will doch kurz reinschauen, immerhin war es nicht ganz einfach hierher zu kommen. Ausserdem will ich an das Gute glauben. Ich glaub noch dran, aber nicht wegen dem Büro. Es war auch bloss ein «Reisebüro» und nicht das erhoffte Tourist Information Bureau.
Gleich um die Ecke wo uns der Tuk Tuk Fahrer abgestellt hat, gibt es aber doch ein offizielles Büro, allerdings für Tickets, die man frühzeitig kauft und wir wollen ja morgen weiter. Dennoch die können uns zumindest helfen den richtigen Ort zu finden. Schon beim Eintreten wird klar, hier sind wir richtig. Sieht offiziell aus, geräumig und aufgeräumt, wie man sich in einem Beamtenort halt fühlt.
Ein sehr netter Herr erklärt uns, wo sich das gesuchte Büro befindet. Wir standen keine 100 Meter davon entfernt. Genau da wo wir begonnen haben. Dort wo ich das Schild im EG gesehen hab, gehts hinauf in den ersten Stock. Jetzt bin ich so ordentlich stinkig, auf die Typen, aber auch auf mich, dass ich mich so hab hinters Licht führen lassen.
Im gesuchten Büro gibt es ordentlich viele Leute und da wir ja unsere Tickets erst ab nächstem Morgen erhalten können, entschliessen wir uns zur Rückkehr ins Hotel.

Tag 15 – von Bikaner nach Mandawa

Für die Autofahrt von Bikaner nach Mandawa benötigt man ungefähr drei bis vier Stunden. Es wird also eher eine kurze Etappe.

Obwohl Inder meistens recht ungestresst wirken, scheint, sobald sie motorisiert unterwegs sind, ein Schalter im Kopf umgelegt zu werden. Da wird gut und gerne auf einer zweispurigen Straße (mit Gegenverkehr) ein Laster zu dritt hintereinander überholt. Oder wenn sich Lastwagen trotz Gegenverkehr ein “Elefanten-Rennen“ liefern, dann wird halt eben ‹gelicht-hupt›. Das geht nicht immer gut aus, wie wir an einem Lastwagen sehen ‹durften›: den hat’s nämlich komplett umgenietet. (siehe Fotogalerie Maldawa)

Da wir in der Mittags-Hitze in Mandawa ankommen, nehmen wir uns zuerst ein wenig Zeit für die Planung der weiteren Route.
Danach wollen wir mithilfe eines Guides die Stadt erkunden.

Mandawa lag einst an der Seidenstraße, bietet aber außer eines Forts, das jetzt als Hotel genutzt wird, und vielen schönen Havelis nicht sehr viel. Dafür ist die Hauptstraße gut belebt und ein paar Schnappschüsse können wir sammeln.

Nach dem Abendessen genießen wir diesen eher ruhigen Tag, mit einem Film im TV und damit unsere Gadgets wieder aufladen 🙂 .

Beitrag veröffentlicht von Mandawa, Rajasthan

Tag 14 – Bikaner

Nun befinden wir uns wieder auf dem Rückweg nach Delhi. Allerdings brauchen wir dafür die nächsten drei Tage. Bzw. jetzt noch zwei, da wir nun schon einen Teil zurückgelegt haben.

Gestartet sind wir heute in Jaisalmer mit einem kurzen Abstecher zum See. Franziska hatte vor einiger Zeit ein wunderschönes Bild des Sees mit einem Gebäude darauf gesehen. Also mussten wir da noch unbedingt hin.
Wie es leider so ist mit wunderschönen Bildern die man sieht, sie sind vermutlich unter optimalen Bedingungen entstanden. So auch dieses, Wasserspiegel ca. 4 Meter höher und auch Abfall war kaum auf dem Bild zu sehen.

Wir sehen einiges davon und es sieht schrecklich aus, Glas, Plastik, Chips-Päckchen, nichts fehlt hier, abgesehen von Sauberkeit.
Eine kleine Wiedergutmachung auf diesen Schreck bietet sich beim Gehen. Jemand macht sich daran der Unordnung entgegenzutreten, mit einem Besen bewaffnet beginnt er seinen Tag.

Danach ca. 6 Stunden mit dem Auto nach Bikaner unserer zweitletzten Stadt vor Delhi. 2 Mio. Einwohner und auch ganz schön was los. Aber es spielt sich nicht mehr alles in Gassen ab wie in Jodhpur und Jaisalmer, sondern hier können auch zwei Autos problemlos kreuzen.
Zuerst sehen wir uns ein weiteres Fort an. Wuchtig gebaut und teilweise super Architektur. Zudem ist es noch gut erhalten. Aber wir sind wohl langsam übersättigt von Forts und Palästen.

Das Highlight soll aber ein Tempel in der Gegend sein. Ein Ratten-Tempel. Der Name ist nicht einfach so gewählt, da wimmelt es nur so von Ratten. Wenn einem eines der Tierchen über die Füsse krabbelt soll das Glück bringen. Wohl nicht der Ratte, denn mein Reflex würde es wohl na die nächste Wand befördern. Aber wir (ich und die Ratten) haben Glück, sie streifen mich nur und mein Fuss ist nicht schnell genug ;)
Es ist aber wohl auch der schmutzigste Tempel den wir zu Gesicht bekommen. Ich hab mehrere Tierchen gesehen die sich bereits auf den Weg ins Jenseits gemacht haben und eine Taube die gerade dabei war, den Weg einzuschlagen. :(

Dennoch gibt es einiges an Objekten die wir uns vornehmen können. Jedoch immer mit einem Auge auf den Boden gerichtet. Die Fiecher sind wirklich überall und sehr zahlreich.
Als wir aufbrechen, kaufen wir beim Ausgang noch etwas Wasser. Prompt erwischen wir eine Flasche Nachfüll-Wasser. Also eine die wohl nicht ganz unter hygienischen Bedingungen abgefüllt wurde. Das würde jetzt noch fehlen, nachdem die Erkältung bei uns endlich abklingt noch eine Darmreinigung alla Indien.

Zurück in der Stadt versuche ich mein Mobile neu aufzuladen. 2 GB an Daten haben wir in den letzten Wochen verbraucht. Ehrlich gesagt ein Rätsel womit, denn die Fotos sind zwar gross, aber nicht so gross.
Egal, jedenfalls funktioniert auch das hier in Indien etwas anders. Der Vodafone Shop in Agra, wo ich die ursprüngliche Karte her hab, hat meine Angaben nicht vollständig ausgefüllt/übernommen oder was weiss ich. Und der Vodafone Shop hier in Rajastan trägt zwar dasselbe Logo, ist aber eine andere Firma. Jeder Bundesstaat hat seine eigenen Vodafone Firma, was dazu führt, dass viele Inder zwei Handys haben. Denn beim Wechsel von einem Staat zum anderen, fallen dadurch auch Roaming Gebühren an. Ich habs relativ schnell verstanden was das Problem ist, aber stell mich trotzdem etwas doof und lass mir das mehrfach erklären.
Schlussendlich verlasse ich das Geschäft mit einer neuen SIM, einer neuen Nummer, 3GB zum Versurfen und mit der Hoffnung, dass ich nicht nochmals nachzuladen brauche. Obwohl mir der Verkäufer versichert, dass es absolut kein Problem sein wird, da wieder etwas drauf zu laden, bleibe ich skeptisch. Warum nur? Weil es das nächste Mal problemlos klappt, was gerade eben unmöglich war?

Tag 12 – Von Jodhpur nach Jaisalmer mit Boxenstopp in Khuri

Nach dem verlängerten Tag in Jodhpur fühlen wir uns gestärkt und machen uns auf den Weg in die Wüste. Irgendwo Richtung Pakistan, oder besser 200km davon entfernt wollen wir auf Kamelen durch die Wüste reiten und schliesslich auch dort campieren.

Die Reise führt uns nun nicht mehr via Schnellstrassen von Ort zu Ort, sondern auf Hauptstrassen. Manche würden wir wohl eher als Feldwege bezeichnen, aber die Fahrzeuge hier müssen sich eh einiges gefallen lassen. Was machen da ein paar zusätzliche Schlaglöcher?

Da wir erst nachmittags ankommen müssen, können wir den Weg ohne Eile angehen. Khuri den Ort unserer “Safari” erreichen wir pünktlich und bestätigen, dass wir auf die Safari wollen.
Gleich nach einem “Indien-Chai” geht es los. Wir dürfen auf die Kamele aufsteigen, die sich als Dromedare verkleidet haben. Gemäss einem unserer Guides merkt das kaum jemand. Trocken meint er: “There are no Camels in India”. Wir Schweizer sind da wohl einfach zu pingelig.
Nach dem Sonnenuntergang gibt es Nachtessen mit Livemusik. Wir haben das Vergnügen und sitzen der Band am nächsten. Die Stimmung bei den 20 anwesenden Touris ist mässig und lässt sich weder durch Tanz, Feuerspeier, noch von Solo-Einlagen aufwärmen. Den Wink, dass die Band auch Trinkgeld annimmt wird schlicht ignoriert. Aber sie geben sich nicht so einfach geschlagen, sie versuchen mit dem Publikum Kontakt aufzunehmen. Und wer sitzt da in der ersten Reihe? Die ersten paar Rufe schaffen wir zu ignorieren, aber nach Runde drei haben sie uns und wir dürfen unseren Namen sagen. Der nächste Song könnte uns gegolten haben, aber sicher sind wir uns nicht. Als die Band dann irgendwann zusammenpackt, lassen wir uns erweichen und spenden was und sind irgendwie dankbar, dass wir nun aus der Schusslinie sind.

Der Lonely Planet wart vor dem Bettzeug und der Kälte in der Wüste. Einige der Dinge, die wir mitgenommen haben, weil wir sie “vielleicht” brauchen könnten, sind unsere Seiden-/ Baumwoll-Schlafsäcke. Dünn, aber sie bieten einen gewissen Schutz vor dem Geruch unserer Bettwäsche. So eine Art Schutzschild, wenn auch nur ein dünner.

Leider haben wir dem Verkäufer mehr vertraut als dem Lonely Planet. Auf meine explizite Frage nach Temperaturen in der Nacht, hat er mir versichert, dass es um die 20 Grad sein würde. Das war schlicht gelogen, es waren geschätzte 15 Grad und gefühlte 10 Grad. Wir hätten die Tour ja auch gebucht, wenn er die Wahrheit gesagt hätte, doch dann hätten wir die wärmeren Kleider mitgenommen.
Aber es hatte auch einen Vorteil, so haben wir nicht durchgeschlafen und mitbekommen, wie der Mond sich verabschiedet hat und uns so einen Blick auf die klare Sternenwelt ermöglicht hat. Wirklich ein toller Anblick, den ich mir mehrmals etwas zitternd gegönnt hab ;)

Tag 11 – Jodhpur

Ein ziemlich ruhiger Tag, da wir noch immer mit unserer Erkältung kämpfen, hat sich Franziska für eine Pause entschieden. Ich mache mich also alleine und mit zwei Kameras (also Franziskas Canon D7 und mein iPad) auf den Weg zum Palast. Der wohl einzigen Sehenswürdigkeit hier in Jodhpur, auch die blaue Stadt genannt.

Die Anlage ist ebenfalls recht gross und gut im Schuss. Der hier ansässige Maharaja hat sich der Verteidigung der Traditionen gewidmet, da die Landesverteidigung nicht mehr zu seinen Aufgaben gehört.

Hier wird klar wie ehr-bezogen die Rajastan-er sind. Als die Schusswaffen die Schwerter abgelöst haben, haben sich die lokalen Kämpfer dagegen entschieden, da “töten auf Distanz” ohne Ehre ist.
Sie haben sich erst umentschieden als ihnen eine Armee mit Schiesspulver gegenüberstand.

Jedenfalls hat der Maharaja nun mehrere Stiftungen ins Leben gerufen, welche sich um Erhaltung der Gebäude und Traditionen kümmern sollen.

Mehr durch Zufall laufe ich in einen offiziellen Anlass hinein. Eine besohltes Orchester und ein hübsch dekoriertes Pferd lassen ahnen, dass da noch mehr kommt.
Ob es der Maharaja ist der da mit Sonnenbrille, orangem Turban und Schwert in der Hand ist, weiss ich nicht, aber die Leute zollen ziemlichen Respekt vor den orangen Turbanen.
Also brauch ich keine weiteren Beweise und will es einfach glauben ;)

Auf dem Rückweg werde ich häufiger begrüsst, darf Hände schütteln und kleine Männer fotografieren. Einer ist besonders witzig, er spricht etwas Englisch, aber jeden zweiten Satz beginnt er mit “Oh my God …”. Liegt vielleicht weniger an mir als am iPad.

In den kleinen Gassen in der Altstadt gibt sich mein Orientierungssinn geschlagen. Ich spaziere am Hotel vorbei und muss erst zum “Clock-Tower”, wohl dem kleinen indischen Bruder von “Big Ben”, um mich orientieren zu können. Dieser Turm überragt einige der anderen Gebäude und ich hab den Weg gestern zweimal gemacht.
Ab da wagt sich Orientierungssinn auch wieder an die Arbeit.

Tag 10 – von Udaipur nach Jodhpur via Ranakpur

Dieser Streckenabschnitt – von Udaipur nach Jodhpur – versprach etwa 6 Stunden Fahrzeit in Anspruch zu nehmen. Auf dem Plan stand jedoch in Ranakpur Zwischenstation zu machen.

Ranakpur ist bekannt wegen seiner üppigen Jain-Tempel. Einen davon, den Adinatha-Tempel haben wir besichtigt. Er ist wunderbar erhalten und wird sichtlich gepflegt. Man kann sich nicht satt sehen an all den Details, dem Licht und der Architektur. Beat ist mit dem Jain-Hohepriester dabei in Kontrakt gekommen und hat ihn mit der Frage, ob er ein Mönch sei, schon beinahe unverzeihlich beleidigt. Aber nachtragend war er nicht: der ‘busy man’ hat mit einem neuseeländische Pärchen und uns gleich eine kurze Tour durch dem Tempel gemacht und für uns ein Mantra gesprochen. Ein riesiger Unterschied zwischen dem geschäftstüchtigen Hindu-Priester in Pushkar und dem energievollen Priester hier. Und vor allem wurden wir nicht einer Gehirnwäsche unterzogen.

Auf der anschließenden Strecke kamen die Stoßdämpfer unseres TATA’s wieder tüchtig zum Einsatz. Und da dies das Lesen auf dem Rücksitz mächtig erschwerte, können wir unsere Aufmerksamkeit der Landschaft widmen.

Ungefähr eine Stunde vor Jodhpur verkalkulierte sich ein angetrunkener Motorradfahrer, fuhr in unseren Wagen rein und stürzte. Trotzdem, dass dieser ungeschützt war (Helm und Motorrad-Klamotten sind ja schließlich was für Beckenrandschwimmer), kam er nur mit ein paar Prellungen davon. Beide Fahrzeuge trugen einen Blechschaden und die Lenker einen Schock davon. Hier wird in einem solchen Fall nicht die Polizei gerufen, sondern nur die “Scherben“ aufgewischt. Zudem ginge ein Verfahren viel zu lange und mit welchem Erfolg ist eine andere Frage, da wohl kein Geld vorhanden ist.

Die restliche Strecke konnten wir nicht mehr ganz so entspannt dem Verkehr und dem Fahrstil zuschauen. Aber Gulab (unser Fahrer) brachte uns wie gewohnt sicher ans Ziel. :-)

Tag 9 – Udaipur

Bisher ein relativ ruhiger Tag. Da das Zentrum “eigentlich” aus Einbahnstrassen besteht, sind wir hauptsächlich zu fuss unterwegs. “Eigentlich” steht für: Bei uns wären es Einbahnstrassen. Nicht so in Indien, hier wird jeder Zentimeter verwendet, so sehr, dass mir Motorräder so nah kommen, dass sie an meinen Rucksack-Gurten hängen bleiben.

Morgens geht es zum City Palast des Maharana’s. Er ist hier sowas wie die Queen in England, aber wie der Maharaja von Jaipur hat auch er keine Power mehr. Wir nehmen uns einen Guide, um etwas mehr über den Palast zu erfahren.

Wie uns dieser erzählt, macht der Maharana auf Touismus und besitzt so an die 15 Hotels in der Gegend. Eines davon wurde 2007 immerhin zum besten Hotel gekürt. Das Zimmer kostet aber auch entsprechend.
Besonders fällt auf, dass der Palast noch sehr gut erhalten und wohl auch gepflegt wird. Viele Bilder sind noch erhalten, obwohl sie schon 380 Jahre alt sind.

Mittags haben wir noch etwas Zeit, um kurz auf dem See rumzutuckern. Es soll super Bilder des Wasserpalastes ermöglichen. Also drehen wir eine 30 minütige Runde und kommen so zu ein paar prima Schnappschüsse. Da ich mit meinem Ipad etwas umständlicher hantieren muss und sich das halbe Boot ducken muss, damit ich freie Sicht bekomme, bin ich relativ sparsam. Aber Franziska drückt dafür richtig auf den Auslöser. Bis jetzt sind es bereits über 2000 Bildern ;).

In der Hoffnung doch noch was für meine Kamera tun zu können, fahren wir am Nachmittag in ein Schopping-Center etwas ausserhalb. Kaum drinnen sind wir raus aus Indien. Sieht aus wie bei uns, Wrangler, Lewis, Bata – alle sind sie auch da.
Der einzige Aufsteller ist ein Uhrverkäufer der wohl sein Geschäft wittert, da weder Franziska noch ich eine Uhr tragen. Er gibt nicht auf und will uns unbedingt bei sich sehen. Ich schau ihn an und sag nur: “Sorry, we are from Switzerland”. Der Spruch funktioniert, er versteht den Wink und gibt sich sofort geschlagen: “ok ok, no problem”. Zumindest kennt er sich in seiner Branche aus ;-)

Danach gehts noch in einen kleinen friedlichen Park mit einigen Springbrunnen, bevor wir dann wieder zurückkehren, um unsere erste Ayurveda Massage zu geniessen.
Lässt sich durchaus empfehlen. Danach sind wir fit für die angekündigte Fete in der Stadt. Alles ist dekoriert und im Moment findet der Soundcheck statt.
Soviel kann ich jetzt schon sagen: Dezibel-Begrenzungen kennt man hier nicht!

Tag 8 – Von Pushkar nach Udaipur

Die Fahrt nach Udaipur versprach anstrengend zu werden: 6 Stunden Autofahrt – indische Verhältnisse versteht sich. Also, wenn eine Kuh auf der Straße steht, dann heißt es nicht, dass sie sich wegbewegt. Meistens bleiben sie stehen und fühlen sich dabei pudelwohl. Oder wenn ein Laster mit tonnenschweren ungesicherten Marmorblöcken seine Fracht auf der Autobahn verliert. (Ein Marmorblock lag z.B. auf unserer Fahrbahn.) Fahrbahn ist hier auch ein sehr dehnbarer Begriff: Es wird genutzt was zur Verfügung steht und Schlaglöcher sind an der Tagesordnung. Wer sich da an Kuba erinnert fühlt, liegt richtig. 😉

Was an Udaipur schon bei der Anfahrt auffällt ist, dass Udaipur’s Straßen ungewöhnlich sauber sind. Nicht überall, aber vielerorts.
Nach unserer Ankunft erholten wir uns erstmals in unserem Zimmer und verließen dieses erst als der späte Nachmittag anbrach. Es galt auch hier die Stadt kurz zu erkunden und die Stimmung (super Lichtverhältnisse) einzufangen. 🙂

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