Schlagwort: Rajastan

Tag 16 – von Mandawa nach Delhi

Zurück in Delhi, diesmal haben wir ein etwas besseres und weniger abgelegenes Hotel gewählt. Ausserdem wurde uns geraten früh am Bahnhof zu sein, da es noch eine begrenzte Anzahl Tickets für Touris wie uns geben soll.

Die Rückfahrt von Mandawa nach Delhi war überraschend kurz und nicht so übel wie gedacht. Unser Fahrer hatte uns 7 Stunden auf miesen Strassen und vielen Lastwagen in Aussicht gestellt. Ok, bei den Strassen hatte er absolut recht. Einige würden es wohl nicht unbedingt verdienen «Strasse» genannt zu werden. Aber es gab nur wenige Lastwagen und so ging es zügig vorwärts, so dass wir Delhi bereits um 14 Uhr erreichten, anstatt wie gedacht um 17 Uhr.

Unserem Fahrer «Gulab» war das sicher recht, denn ihn erwartete am nächsten Tag die nächste Tour. Und er wollte vorher noch den Kotflügel des Autos ersetzen lassen, um die neuen Passagiere nicht unnötig zu beunruhigen 😉 Ausserdem hat die Fahrertüre auch nicht mehr richtig funktioniert und er musste entweder über die Beifahrertüre aussteigen oder aus dem Auto klettern.

Das Hotel Hari Piorko ist der Hit. Zwar an einer echt lauten Strasse gelegen, ist unser Zimmer schön ruhig, gross, sauber und sogar ein Aquarium mit Fischen gibts da. Wir sind erstaunt und freuen uns auf die ruhige Nacht.

Danach gehts zum Bahnhof zum Auskundschaften der Ticket Angelegenheit. Wir wissen, New Delhi Railway Station, 1. Stock. Ich hab da mal ein Büro gesehen, aber es lag im EG, daher muss es wohl noch ein anderes geben. (Genau das war mein Fehler…!)

Wir versuchten irgendwo an die Infos zu gelangen und ein vermeintlicher Bahnhofsangestellter hat uns erklärt, wo wir zu den Tickets kommen. Er holt sich einen Reservationszettel von einem der geschlossenen Schalte und quasselt auf uns ein. Irgendwann erwähnt er das Delhi Tourism and Transport bla bla und dieses ist auf der Karte eingezeichnet mit einem i für Information.
Aber noch immer skeptisch wollen wir uns nicht von ihm zu einem Tuk Tuk bringen lassen, sondern uns den ersten Stock noch genauer ansehen. Aber da winkt uns einer ab, dass man da nur mit Tickets reinkommt. Auch er erklärt uns, wo wir zu Tickets kommen und es ist dieselbe Gegend. Damit hat er mich. Sogleich sitzen wir in einem Tuk Tuk und fahren los. Franziska diesmal mehr skeptisch wie ich, kontrolliert mit der Karte die wir haben. Die Richtung stimmt, aber die Adresse nicht. Also gibts eine Reklamation an den Fahrer und nach mehrmaligem Versichern, dass wir hier absolut richtig sind, fährt er dann doch los. An die nächste falsche Adresse. Alle in der Gegend wo das gesuchte [i] sich befindet, aber eben nicht da.
Diesmal ist es mir nicht gelungen Ruhe zu bewahren, ich koche innerlich und so lassen wir den Fahrer stehen ohne zu bezahlen. Dass er uns nicht aufhält ist der Beweis, dass er uns nicht da abgeladen hat, wo wir wollten.
Wir haben anfangs etwas Mühe uns zu orientieren, da die Strassen alle ähnlich aussehen. Mit etwas Hilfe kommen wir dann zum gesuchten Büro. Aaaber, es liegt im EG nicht wie beschrieben im ersten Stock. Aber ich will doch kurz reinschauen, immerhin war es nicht ganz einfach hierher zu kommen. Ausserdem will ich an das Gute glauben. Ich glaub noch dran, aber nicht wegen dem Büro. Es war auch bloss ein «Reisebüro» und nicht das erhoffte Tourist Information Bureau.
Gleich um die Ecke wo uns der Tuk Tuk Fahrer abgestellt hat, gibt es aber doch ein offizielles Büro, allerdings für Tickets, die man frühzeitig kauft und wir wollen ja morgen weiter. Dennoch die können uns zumindest helfen den richtigen Ort zu finden. Schon beim Eintreten wird klar, hier sind wir richtig. Sieht offiziell aus, geräumig und aufgeräumt, wie man sich in einem Beamtenort halt fühlt.
Ein sehr netter Herr erklärt uns, wo sich das gesuchte Büro befindet. Wir standen keine 100 Meter davon entfernt. Genau da wo wir begonnen haben. Dort wo ich das Schild im EG gesehen hab, gehts hinauf in den ersten Stock. Jetzt bin ich so ordentlich stinkig, auf die Typen, aber auch auf mich, dass ich mich so hab hinters Licht führen lassen.
Im gesuchten Büro gibt es ordentlich viele Leute und da wir ja unsere Tickets erst ab nächstem Morgen erhalten können, entschliessen wir uns zur Rückkehr ins Hotel.

Tag 15 – von Bikaner nach Mandawa

Für die Autofahrt von Bikaner nach Mandawa benötigt man ungefähr drei bis vier Stunden. Es wird also eher eine kurze Etappe.

Obwohl Inder meistens recht ungestresst wirken, scheint, sobald sie motorisiert unterwegs sind, ein Schalter im Kopf umgelegt zu werden. Da wird gut und gerne auf einer zweispurigen Straße (mit Gegenverkehr) ein Laster zu dritt hintereinander überholt. Oder wenn sich Lastwagen trotz Gegenverkehr ein “Elefanten-Rennen“ liefern, dann wird halt eben ‹gelicht-hupt›. Das geht nicht immer gut aus, wie wir an einem Lastwagen sehen ‹durften›: den hat’s nämlich komplett umgenietet. (siehe Fotogalerie Maldawa)

Da wir in der Mittags-Hitze in Mandawa ankommen, nehmen wir uns zuerst ein wenig Zeit für die Planung der weiteren Route.
Danach wollen wir mithilfe eines Guides die Stadt erkunden.

Mandawa lag einst an der Seidenstraße, bietet aber außer eines Forts, das jetzt als Hotel genutzt wird, und vielen schönen Havelis nicht sehr viel. Dafür ist die Hauptstraße gut belebt und ein paar Schnappschüsse können wir sammeln.

Nach dem Abendessen genießen wir diesen eher ruhigen Tag, mit einem Film im TV und damit unsere Gadgets wieder aufladen 🙂 .

Beitrag veröffentlicht von Mandawa, Rajasthan

Tag 14 – Bikaner

Nun befinden wir uns wieder auf dem Rückweg nach Delhi. Allerdings brauchen wir dafür die nächsten drei Tage. Bzw. jetzt noch zwei, da wir nun schon einen Teil zurückgelegt haben.

Gestartet sind wir heute in Jaisalmer mit einem kurzen Abstecher zum See. Franziska hatte vor einiger Zeit ein wunderschönes Bild des Sees mit einem Gebäude darauf gesehen. Also mussten wir da noch unbedingt hin.
Wie es leider so ist mit wunderschönen Bildern die man sieht, sie sind vermutlich unter optimalen Bedingungen entstanden. So auch dieses, Wasserspiegel ca. 4 Meter höher und auch Abfall war kaum auf dem Bild zu sehen.

Wir sehen einiges davon und es sieht schrecklich aus, Glas, Plastik, Chips-Päckchen, nichts fehlt hier, abgesehen von Sauberkeit.
Eine kleine Wiedergutmachung auf diesen Schreck bietet sich beim Gehen. Jemand macht sich daran der Unordnung entgegenzutreten, mit einem Besen bewaffnet beginnt er seinen Tag.

Danach ca. 6 Stunden mit dem Auto nach Bikaner unserer zweitletzten Stadt vor Delhi. 2 Mio. Einwohner und auch ganz schön was los. Aber es spielt sich nicht mehr alles in Gassen ab wie in Jodhpur und Jaisalmer, sondern hier können auch zwei Autos problemlos kreuzen.
Zuerst sehen wir uns ein weiteres Fort an. Wuchtig gebaut und teilweise super Architektur. Zudem ist es noch gut erhalten. Aber wir sind wohl langsam übersättigt von Forts und Palästen.

Das Highlight soll aber ein Tempel in der Gegend sein. Ein Ratten-Tempel. Der Name ist nicht einfach so gewählt, da wimmelt es nur so von Ratten. Wenn einem eines der Tierchen über die Füsse krabbelt soll das Glück bringen. Wohl nicht der Ratte, denn mein Reflex würde es wohl na die nächste Wand befördern. Aber wir (ich und die Ratten) haben Glück, sie streifen mich nur und mein Fuss ist nicht schnell genug ;)
Es ist aber wohl auch der schmutzigste Tempel den wir zu Gesicht bekommen. Ich hab mehrere Tierchen gesehen die sich bereits auf den Weg ins Jenseits gemacht haben und eine Taube die gerade dabei war, den Weg einzuschlagen. :(

Dennoch gibt es einiges an Objekten die wir uns vornehmen können. Jedoch immer mit einem Auge auf den Boden gerichtet. Die Fiecher sind wirklich überall und sehr zahlreich.
Als wir aufbrechen, kaufen wir beim Ausgang noch etwas Wasser. Prompt erwischen wir eine Flasche Nachfüll-Wasser. Also eine die wohl nicht ganz unter hygienischen Bedingungen abgefüllt wurde. Das würde jetzt noch fehlen, nachdem die Erkältung bei uns endlich abklingt noch eine Darmreinigung alla Indien.

Zurück in der Stadt versuche ich mein Mobile neu aufzuladen. 2 GB an Daten haben wir in den letzten Wochen verbraucht. Ehrlich gesagt ein Rätsel womit, denn die Fotos sind zwar gross, aber nicht so gross.
Egal, jedenfalls funktioniert auch das hier in Indien etwas anders. Der Vodafone Shop in Agra, wo ich die ursprüngliche Karte her hab, hat meine Angaben nicht vollständig ausgefüllt/übernommen oder was weiss ich. Und der Vodafone Shop hier in Rajastan trägt zwar dasselbe Logo, ist aber eine andere Firma. Jeder Bundesstaat hat seine eigenen Vodafone Firma, was dazu führt, dass viele Inder zwei Handys haben. Denn beim Wechsel von einem Staat zum anderen, fallen dadurch auch Roaming Gebühren an. Ich habs relativ schnell verstanden was das Problem ist, aber stell mich trotzdem etwas doof und lass mir das mehrfach erklären.
Schlussendlich verlasse ich das Geschäft mit einer neuen SIM, einer neuen Nummer, 3GB zum Versurfen und mit der Hoffnung, dass ich nicht nochmals nachzuladen brauche. Obwohl mir der Verkäufer versichert, dass es absolut kein Problem sein wird, da wieder etwas drauf zu laden, bleibe ich skeptisch. Warum nur? Weil es das nächste Mal problemlos klappt, was gerade eben unmöglich war?

Tag 12 – Von Jodhpur nach Jaisalmer mit Boxenstopp in Khuri

Nach dem verlängerten Tag in Jodhpur fühlen wir uns gestärkt und machen uns auf den Weg in die Wüste. Irgendwo Richtung Pakistan, oder besser 200km davon entfernt wollen wir auf Kamelen durch die Wüste reiten und schliesslich auch dort campieren.

Die Reise führt uns nun nicht mehr via Schnellstrassen von Ort zu Ort, sondern auf Hauptstrassen. Manche würden wir wohl eher als Feldwege bezeichnen, aber die Fahrzeuge hier müssen sich eh einiges gefallen lassen. Was machen da ein paar zusätzliche Schlaglöcher?

Da wir erst nachmittags ankommen müssen, können wir den Weg ohne Eile angehen. Khuri den Ort unserer “Safari” erreichen wir pünktlich und bestätigen, dass wir auf die Safari wollen.
Gleich nach einem “Indien-Chai” geht es los. Wir dürfen auf die Kamele aufsteigen, die sich als Dromedare verkleidet haben. Gemäss einem unserer Guides merkt das kaum jemand. Trocken meint er: “There are no Camels in India”. Wir Schweizer sind da wohl einfach zu pingelig.
Nach dem Sonnenuntergang gibt es Nachtessen mit Livemusik. Wir haben das Vergnügen und sitzen der Band am nächsten. Die Stimmung bei den 20 anwesenden Touris ist mässig und lässt sich weder durch Tanz, Feuerspeier, noch von Solo-Einlagen aufwärmen. Den Wink, dass die Band auch Trinkgeld annimmt wird schlicht ignoriert. Aber sie geben sich nicht so einfach geschlagen, sie versuchen mit dem Publikum Kontakt aufzunehmen. Und wer sitzt da in der ersten Reihe? Die ersten paar Rufe schaffen wir zu ignorieren, aber nach Runde drei haben sie uns und wir dürfen unseren Namen sagen. Der nächste Song könnte uns gegolten haben, aber sicher sind wir uns nicht. Als die Band dann irgendwann zusammenpackt, lassen wir uns erweichen und spenden was und sind irgendwie dankbar, dass wir nun aus der Schusslinie sind.

Der Lonely Planet wart vor dem Bettzeug und der Kälte in der Wüste. Einige der Dinge, die wir mitgenommen haben, weil wir sie “vielleicht” brauchen könnten, sind unsere Seiden-/ Baumwoll-Schlafsäcke. Dünn, aber sie bieten einen gewissen Schutz vor dem Geruch unserer Bettwäsche. So eine Art Schutzschild, wenn auch nur ein dünner.

Leider haben wir dem Verkäufer mehr vertraut als dem Lonely Planet. Auf meine explizite Frage nach Temperaturen in der Nacht, hat er mir versichert, dass es um die 20 Grad sein würde. Das war schlicht gelogen, es waren geschätzte 15 Grad und gefühlte 10 Grad. Wir hätten die Tour ja auch gebucht, wenn er die Wahrheit gesagt hätte, doch dann hätten wir die wärmeren Kleider mitgenommen.
Aber es hatte auch einen Vorteil, so haben wir nicht durchgeschlafen und mitbekommen, wie der Mond sich verabschiedet hat und uns so einen Blick auf die klare Sternenwelt ermöglicht hat. Wirklich ein toller Anblick, den ich mir mehrmals etwas zitternd gegönnt hab ;)

Tag 11 – Jodhpur

Ein ziemlich ruhiger Tag, da wir noch immer mit unserer Erkältung kämpfen, hat sich Franziska für eine Pause entschieden. Ich mache mich also alleine und mit zwei Kameras (also Franziskas Canon D7 und mein iPad) auf den Weg zum Palast. Der wohl einzigen Sehenswürdigkeit hier in Jodhpur, auch die blaue Stadt genannt.

Die Anlage ist ebenfalls recht gross und gut im Schuss. Der hier ansässige Maharaja hat sich der Verteidigung der Traditionen gewidmet, da die Landesverteidigung nicht mehr zu seinen Aufgaben gehört.

Hier wird klar wie ehr-bezogen die Rajastan-er sind. Als die Schusswaffen die Schwerter abgelöst haben, haben sich die lokalen Kämpfer dagegen entschieden, da “töten auf Distanz” ohne Ehre ist.
Sie haben sich erst umentschieden als ihnen eine Armee mit Schiesspulver gegenüberstand.

Jedenfalls hat der Maharaja nun mehrere Stiftungen ins Leben gerufen, welche sich um Erhaltung der Gebäude und Traditionen kümmern sollen.

Mehr durch Zufall laufe ich in einen offiziellen Anlass hinein. Eine besohltes Orchester und ein hübsch dekoriertes Pferd lassen ahnen, dass da noch mehr kommt.
Ob es der Maharaja ist der da mit Sonnenbrille, orangem Turban und Schwert in der Hand ist, weiss ich nicht, aber die Leute zollen ziemlichen Respekt vor den orangen Turbanen.
Also brauch ich keine weiteren Beweise und will es einfach glauben ;)

Auf dem Rückweg werde ich häufiger begrüsst, darf Hände schütteln und kleine Männer fotografieren. Einer ist besonders witzig, er spricht etwas Englisch, aber jeden zweiten Satz beginnt er mit “Oh my God …”. Liegt vielleicht weniger an mir als am iPad.

In den kleinen Gassen in der Altstadt gibt sich mein Orientierungssinn geschlagen. Ich spaziere am Hotel vorbei und muss erst zum “Clock-Tower”, wohl dem kleinen indischen Bruder von “Big Ben”, um mich orientieren zu können. Dieser Turm überragt einige der anderen Gebäude und ich hab den Weg gestern zweimal gemacht.
Ab da wagt sich Orientierungssinn auch wieder an die Arbeit.

Tag 10 – von Udaipur nach Jodhpur via Ranakpur

Dieser Streckenabschnitt – von Udaipur nach Jodhpur – versprach etwa 6 Stunden Fahrzeit in Anspruch zu nehmen. Auf dem Plan stand jedoch in Ranakpur Zwischenstation zu machen.

Ranakpur ist bekannt wegen seiner üppigen Jain-Tempel. Einen davon, den Adinatha-Tempel haben wir besichtigt. Er ist wunderbar erhalten und wird sichtlich gepflegt. Man kann sich nicht satt sehen an all den Details, dem Licht und der Architektur. Beat ist mit dem Jain-Hohepriester dabei in Kontrakt gekommen und hat ihn mit der Frage, ob er ein Mönch sei, schon beinahe unverzeihlich beleidigt. Aber nachtragend war er nicht: der ‘busy man’ hat mit einem neuseeländische Pärchen und uns gleich eine kurze Tour durch dem Tempel gemacht und für uns ein Mantra gesprochen. Ein riesiger Unterschied zwischen dem geschäftstüchtigen Hindu-Priester in Pushkar und dem energievollen Priester hier. Und vor allem wurden wir nicht einer Gehirnwäsche unterzogen.

Auf der anschließenden Strecke kamen die Stoßdämpfer unseres TATA’s wieder tüchtig zum Einsatz. Und da dies das Lesen auf dem Rücksitz mächtig erschwerte, können wir unsere Aufmerksamkeit der Landschaft widmen.

Ungefähr eine Stunde vor Jodhpur verkalkulierte sich ein angetrunkener Motorradfahrer, fuhr in unseren Wagen rein und stürzte. Trotzdem, dass dieser ungeschützt war (Helm und Motorrad-Klamotten sind ja schließlich was für Beckenrandschwimmer), kam er nur mit ein paar Prellungen davon. Beide Fahrzeuge trugen einen Blechschaden und die Lenker einen Schock davon. Hier wird in einem solchen Fall nicht die Polizei gerufen, sondern nur die “Scherben“ aufgewischt. Zudem ginge ein Verfahren viel zu lange und mit welchem Erfolg ist eine andere Frage, da wohl kein Geld vorhanden ist.

Die restliche Strecke konnten wir nicht mehr ganz so entspannt dem Verkehr und dem Fahrstil zuschauen. Aber Gulab (unser Fahrer) brachte uns wie gewohnt sicher ans Ziel. :-)

Tag 9 – Udaipur

Bisher ein relativ ruhiger Tag. Da das Zentrum “eigentlich” aus Einbahnstrassen besteht, sind wir hauptsächlich zu fuss unterwegs. “Eigentlich” steht für: Bei uns wären es Einbahnstrassen. Nicht so in Indien, hier wird jeder Zentimeter verwendet, so sehr, dass mir Motorräder so nah kommen, dass sie an meinen Rucksack-Gurten hängen bleiben.

Morgens geht es zum City Palast des Maharana’s. Er ist hier sowas wie die Queen in England, aber wie der Maharaja von Jaipur hat auch er keine Power mehr. Wir nehmen uns einen Guide, um etwas mehr über den Palast zu erfahren.

Wie uns dieser erzählt, macht der Maharana auf Touismus und besitzt so an die 15 Hotels in der Gegend. Eines davon wurde 2007 immerhin zum besten Hotel gekürt. Das Zimmer kostet aber auch entsprechend.
Besonders fällt auf, dass der Palast noch sehr gut erhalten und wohl auch gepflegt wird. Viele Bilder sind noch erhalten, obwohl sie schon 380 Jahre alt sind.

Mittags haben wir noch etwas Zeit, um kurz auf dem See rumzutuckern. Es soll super Bilder des Wasserpalastes ermöglichen. Also drehen wir eine 30 minütige Runde und kommen so zu ein paar prima Schnappschüsse. Da ich mit meinem Ipad etwas umständlicher hantieren muss und sich das halbe Boot ducken muss, damit ich freie Sicht bekomme, bin ich relativ sparsam. Aber Franziska drückt dafür richtig auf den Auslöser. Bis jetzt sind es bereits über 2000 Bildern ;).

In der Hoffnung doch noch was für meine Kamera tun zu können, fahren wir am Nachmittag in ein Schopping-Center etwas ausserhalb. Kaum drinnen sind wir raus aus Indien. Sieht aus wie bei uns, Wrangler, Lewis, Bata – alle sind sie auch da.
Der einzige Aufsteller ist ein Uhrverkäufer der wohl sein Geschäft wittert, da weder Franziska noch ich eine Uhr tragen. Er gibt nicht auf und will uns unbedingt bei sich sehen. Ich schau ihn an und sag nur: “Sorry, we are from Switzerland”. Der Spruch funktioniert, er versteht den Wink und gibt sich sofort geschlagen: “ok ok, no problem”. Zumindest kennt er sich in seiner Branche aus ;-)

Danach gehts noch in einen kleinen friedlichen Park mit einigen Springbrunnen, bevor wir dann wieder zurückkehren, um unsere erste Ayurveda Massage zu geniessen.
Lässt sich durchaus empfehlen. Danach sind wir fit für die angekündigte Fete in der Stadt. Alles ist dekoriert und im Moment findet der Soundcheck statt.
Soviel kann ich jetzt schon sagen: Dezibel-Begrenzungen kennt man hier nicht!

Tag 7 – Pushkar

Ein kleines – nennen wir es Dorf – irgendwo in der Pampa. Das spezielle ist ein heiliger See in der Mitte des Dorfes. Ihm werden wahre Wunder nachgesagt. Zudem gibt es noch echte praktizierende Brahmanen. Die höchste aller Kasten, wem das Kastensystem der Inder etwas sagt.

Nun schon im Lonely Planet wird von Jungs gewarnt die Blumen verteilen. Unser Fahrer erwähnt dann auch, dass gelegentlich ziemliche Preise in Form von „freiwilligen Spenden“ eingefordert würden.

Da wir mittags ankommen und ziemlich ausserhalb übernachten, entschliessen wir uns für einen Spaziergang ins Downtown. Keine 200 Meter vom Hotel entfernt kommt dann schon das erste Motorrad angerollt und oh wunder der Fahrer bringt Blüten mit. Da er aber äusserst sympathisch daher kommt, lassen wir uns darauf ein. Wir sind beide gespannt, was passieren wird. Erst kriegen Franziska und ich eine für uns persönlich und eine weitere, um sie zum See zu bringen. Dann geschieht das Unerwartete: Der Typ fährt weg, ohne auch nur ansatzweise eine Rupie zu verlangen. Erstaunt und etwas eingeschränkt, da wir ja nun in einer Hand zwei Blüten tragen, setzen wir unseren Weg fort.

Zufälligerweise treffen wir den Blümchen-Verschenker unterwegs nochmals und er erzählt uns noch etwas über den heiligen Berg, der ebenfalls schon Menschen geheilt hat. Aber noch immer kein Wort über Geld. Wir besorgen noch etwas Wasser und treffen auf unseren Fahrer der uns dann ins Stadtzentrum bringt. Wir wollen jetzt erst zum See, um unsere von Blüten besetzten Hände wieder frei zu bekommen. Bei der Abfahrt fällt mir ein Typ auf an dem wir vorbeifahren, weil er eine Geste zum Fahrer macht. Als wir dann nach ca. 500 Metern aus dem Auto aussteigen steht der Typ von vorhin bereits da.
Nun ist klar, da hat sich eine Gruppe von ca. 4 Jungs an uns geheftet und führt uns wie zufällig zum See. Immer ein anderer der uns leitet und schön fernab der Hauptstrasse.

Dann geht alles ziemlich schnell; Am See angekommen werden wir von einem Brahmanen in Empfang genommen und gleich getrennt, da wir nicht verheiratet sind. Wir beide erfahren, dass dies ein heiliger See ist, zu welchem Pilger aus ganz Indien anreisen. Wir brauchen aber nicht ein Bad zu nehmen, es reicht wenn die Hände benetzt werden. Enttäuscht bin ich darüber nicht, denn heiliges Wasser bedeutet nicht zwingend, dass es sauber ist.

Jedenfalls darf ich ein paar Mantras aufsagen und auch eines für meine Familie. Dadurch wird unser aller Karma gereinigt. Restlos! Dass dies nicht ganz gratis sein wird, war uns schon vorher klar, aber was dann folgte erinnerte mich mehr an Syntology als an ein heiliges Ritual. Ich sollte eine Summe nennen, welche pro Familienmitglied multipliziert die geforderte Spende sein. Das wäre ja noch gegangen, aber wie dies platziert wurde, es glich mehr einer Gehirnwäsche als einem Ritual. Vielleicht eine rituelle Gehirnwäsche?
Die Spende wurde gleichgesetzt mit dem Glück, welches man seiner Familie wünscht. Grosse Spende, grosses Glück und kleine Spende, tja vermutlich war dann das Herz nicht offen genug und die Aktion würde im Nirvana für ungültig erklärt?

Mein Selbstschutz wurde dadurch aktiv und ich hab dem Priester höflich aber verständlich erklärt, dass ich mich in der momentanen Lage sehr unangenehm fühlen würde. Nach einem weiteren Versuch mit von einer ordentlichen Spende zu überzeugen, hat er wohl auch verstanden, dass es eher auf eine Null-Runde rausläuft, wenn er weitermacht wie geplant.
Dieser Geschäftssinn hat uns dann zu einer Einigung gebracht, 500 Rupien Spende + 100 für den Priester was ca. 12 CHF entspricht.
Franziska hat sich ebenfalls nicht bekehren lassen und hat denselben Betrag übergeben. Wie wir später erfahren, sind wir damit recht glimpflich davongekommen. Einem älteren Ehepaar aus den USA wurden auf die 5000 Rupien abgeknöpft.

Die Erfahrung war es allemal wert und ausserdem durften wir so Fotos machen, was normalerweise nicht erlaubt ist, wie man auf einem Bild erkennen kann 🙂
Wir haben ausserdem erfahren, dass die Spenden sinnvoll angelegt werden. Es werden mehrere Schulen damit unterstützt und es kommt auch dem Dorf zugute.
Einzig die Art und Weise wie es gehandhabt wird, ist nicht gerade von Nächstenliebe geprägt.

Das Dorf hat aber noch mehr zu bieten. Obwohl für Indien klein, scheint es ein Treffpunkt für Aussteiger aus dem Westen. Einige davon tuckern mit fetten Bikes durchs Dorf, die man hier mieten kann. Hat den Touch einer Dorf-Gang – auch wenn das Dorf bloss ca. 1 km lang ist 🙂

Kulinarisch findet man auch hier einiges angeboten. Wir bleiben bei indisch und beschliessen den Abend auf einer Dachterrasse und schmunzeln über die heutigen Ereignisse.

Tag 6 – Jaipur

Da wir nochmals eine Nacht in Jaipur bleiben, können wir uns Zeit lassen. Auch gar nicht so schlecht, mir geht es noch nicht wirklich besser, aber Franziska ist schon wieder munter.

Erst mal ab in die frühere Hauptstadt Amber und dem dazugehörenden Fort Amber. Ziemlich eingekesselt liegt diese Stadt in einem Tal neben Jaipur.

Im alten Königspalast kann man sich mehr oder weniger frei bewegen, zumindest wenn man sich darin zurechtfindet. Nichts mit europäischer Architektur und symmetrischen Gängen und Treppen. Überall tauchen neue Wege auf die noch weiter in den Palast reinführen oder noch ein paar Stockwerke weiter hoch.

Speziell das kunstvolle Spiegel-Mosaik mit der ein Gebäudeteil verziert wurde. Malereien gibt es nur wenige, die letzte Restauration ist wohl schon länger her.

Danach kurz für ein paar Schnappschüsse beim Wasserpalast stoppen. Dieser ist noch immer im Besitz der königlichen Familie, aber nicht mehr bewohnt. Sicher ein prima Standort für ein Touri Hotel, aber eine endgültige Bleibe?

Auf die Frage was die königliche Familie denn noch so zu tun hat, antwortet unser Fahrer: „No Power, still rich“, also werden keine Kriege mehr im Namen des Maharajas geführt, aber es gibt genug Geld, um in einem Palast zu leben.

Dafür gibt es im City-Palast genügend Platz. Er befindet sich mitten in Jaipur und wird noch bewohnt. Der Palast darf besichtigt werden und man erfährt dabei einige Dinge über die Royal Familie, aber nicht viel mehr als unser Lonely Planet nicht auch wüsste.

Danach brauch ich erst mal eine Pause von den Strapazen und will mich hinlegen. Franziska macht sich dann zwecks Textilberatung mit unserem Fahrer auf, um mehr über Seide/Nicht-Seide zu erfahren. Die Jagd ist erfolgreich und wir haben ein Plus von 4 Schals im Gepäck. (Einer für mich, yeah!)

Am Abend gehts mir auch wieder einigermassen besser und somit wage ich mich aus dem Hotel, um einen Happen zu essen. Das Restaurant, welches wir aussuchen sieht super aus, also nichts wie rein. Drinnen werde ich erst mal an einen „Männertisch“ entführt und krieg meinen ersten indischen Whiskey. Das Angebot abzulehnen wäre wohl eine Beleidigung im Quadrat und ausserdem will ich ja auch etwas mehr über die Leute erfahren. Selbsterklärend, dass „just a little Drink“ nicht demselben Mass entspricht, wie bei uns üblich, aber was tut man nicht alles im Namen der Kulurförderung 🙂

Nachdem ich den halben Familienstammbaum der Jungs präsentiert bekomme (glücklicherweise gehören alle irgendwie zusammen), erfahre ich, dass das Restaurant in dem wir sitzen, auch einem Bruder gehört und eigentlich noch gar nicht eröffnet wurde. Wahrscheinlich sind wir daher die einzigen Gäste – neben der Familie.

Dann werden noch die Händy-Nr getauscht und mein neuer bester Freund oder Bruder was wir jetzt sind, möchte er mich kurz noch zu sich nach Hause bringen. Sehr enttäuscht bin ich nicht als er das Motorrad seines Neffen nicht kriegt, der nun auch noch aufgetaucht ist, denn mein Bruder hat ordentlich was gegen seinen Durst getrunken.

Franziska konnte während meiner Verbrüderung, dann den wesentlichen Teil erledigen und mir eine Ausrede verschaffen, zu ihr an den Tisch zurückzukehren. Sie hat was für den Magen bestellt und wie sie das hat. Lauter leckere Sachen, noch nie davon gehört und auch wenn das Restaurant noch nicht in Betrieb ist, in Sachen Futter haben sie was drauf.

Da meine Kamera ja den Geist aufgegeben hat, hab ich mein Ipad immer griffbereit. Wo immer es die Internet Leitung zulässt, werden wir ein paar Bilder veröffentlichen.

Tag 5 – Von Agra nach Jaipur

Heute trafen wir unseren Fahrer Gulab wieder. Gerädert aber transportfähig gings los.

Nach knapp einer Stunde machten wir Zwischenstation in ‚Fatepur Sikri‘, der ersten Hauptstadt des Mogul Akbar. Die Anlage ist wirklich groß und beinhaltet neben der Moschee auch den ehemaligen Palast. Wir starteten in der Moschee, wo man auf Schritt und Tritt von tüchtigen Verkäufern und verkannten Reiseführern verfolgt wird.

Ein ‚Guide‘ heftete sich so penetrant an uns und versicherte, dass er nicht nach Geld fragen wird, dass wir es einfach mal austesten mussten. Also ließen wir uns von ihm führen. Nach knapp einer halben Stunde waren wir mit der Moschee durch und es zeigte sich, wie einfach das Spiel geht: Er hätte uns nun alles gezeigt und wenn wir uns dadurch besser fühlen, können wir ihm etwas geben. *lach* Na, und weil uns schließlich wirklich das schlechte Gewissen plagen würde, gabs 50 Rupien (umgerechnet ~ 1 CHF).
Für den Palast selbst reichte dann die Zeit und unsere Kondition nicht mehr aus. Mit einer hartnäckigen Postkarten-verkaufenden Gruppe Kinder im Nacken verließen wir Fatepur Sikri.

Weiter gings nun nach Jaipur – The Pink City.
Im Hotel angekommen hieß es für uns Bettruhe. Und die hatten wir nötig.

Nach ein paar Stunden Schlaf erkundeten wir unserem Stadtteil zu Fuß und mussten schnell feststellten, dass es hier genauso laut war, wie bisher überall. 🙂
Nach einem guten Glas Chai suchen wir in der Innenstadt nach einem Elektronik Geschäft, welches für Beat Casio Kamera ein Ladegerät verkauft. Fehlanzeige. Dafür wurden wir auf dem Rückweg bezüglich einheimischer Kost fündig: wir schnappten uns ein paar ‚Probiererli‘ von indischen Süßigkeiten, die wie am Abend im Zimmer verköstigen. Mmmmmh!

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