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Tag 19 – Mandalay nach Bangkok

Der letzte Tag in Mandalay beginnt mit einem ausgiebigen Frühstück, das wir geniessen können, ohne Hektik. Da wir bis am Abend unterwegs sind, nutzen wir die Zeit ein Fazit von Myanmar zu ziehen.

Anfänglich ist es ja ein wenig verwirrend, dass die Autos hier rechtsgesteuert auf der rechten Seite unterwegs sind. Aber in einem Land, wo der Boss aufgrund einer schlechten astrologischen Aussicht – ihm wurde der Tod auf der linken Strassenseite prophezeit – den Verkehr von einem Tag auf den anderen ändern liess, ist vieles anders.

Das Geld erinnert ein wenig an Italien als die Lire noch im Umlauf war. Im Handumdrehen ist man mit Taschen voller Geld unterwegs. Ist hier aber ziemlich problemlos, da selten was gestohlen wird. Die Leute sind sehr ehrlich und tragen einem sogar die vergessenen Dinge nach. (Hab ich mehrmals ausprobiert.)

Oft beschränkt sich das Englisch auf wenige Worte oder Sätze, aber es ist nicht weniger unterhaltsam. Immerhin gibt es hier wohl mehr Fotos von uns, als wir Bilder mit andern geschossen haben.
Wenn man noch einige Burmesische Worte wie „Mingalabar“ oder „Jesuba“ in den eigenen Wortschatz aufnimmt, dann wird aus einem neugierig aber auch etwas skeptischem Blick ein breites Lachen und die Leute kommen auf einen zu.

Bezüglich Unterkünfte haben wir vieles gehört. Einerseits sollen die Preise viel höher sein als noch vor ein paar Jahren und oft total ausgebucht sein. Ersteres stimmt wohl, selbst unser „Lonely Planet“ hinkt mit den Preisen ca. 3 Jahre hinterher. Die Preise haben sich fast verdoppelt.
Wirklich voll war jedoch erst das Hotel in Manalay, weil da eine Reisegruppe eingecheckt hatte. Während der Hochsaison im Dezember besteht die Möglichkeit, dass die Unterkünfte besser ausgebucht sind, obwohl uns hier mehrfach erzählt wurde, dass weniger Touristen da sind wie sonst. Zum Start der Saison so um Anfang November dürfte es auch in Bagan noch etwas ruhiger sein.

Das Land ist absolut sicher zum Reisen. Das erkennt man auch an den Besuchern hier. Einerseits gibt es viele Amerikaner – mag daran gelegen haben, dass Obama-Rama einen Tag nach uns in Myanmar gelandet war – doch es gibt auch sehr viele Teilnehmer in den Reisegruppen die mich jung erscheinen lassen.

Was sicher speziell ist, sind die ganzen Pagoden. Das Land ist übersät mit den Dingern. Es gibt einige wirklich erstaunliche Bauwerke, aber es kann leicht zu einer Übersättigung kommen.
Es ist klar, dass der Buddhismus hier noch sehr wichtig ist. Aber für ein armes Land ist es unglaublich wie viel gespendet wird. In jeder Pagode steht quasi vor jedem Buddha eine Kiste in die man Geld einwerfen kann, aber auch auf der Strasse werden Autos laufend gestoppt und zu einer kleinen Spende animiert. Wer etwas nachhaltiger spenden möchte, kann sich mit feinen Goldplättchen an einer Statue oder Pagode beteiligen.

Das allgemeine Handy-Fieber hat nun auch Myanmar erfasst. War eine SIM-Karte vor einigen Monaten noch recht teuer – ab 500$ – so ist der Preis nun auf 5-10$ gesunken. Und so ist das Handy nun allgegenwärtig. Gamen, texten und telefonieren nimmt nun einen Teil der Tageszeit in Anspruch. Im Gegensatz zu uns, wo man das Gerät in bestimmten Situationen ausschaltet oder zumindest auf lautlos stellt, wird hier z.B. in der Pagode bzw. Kirche, im Kino oder dem Klo, munter telefoniert.

Wegen unserer mangelnden Reisevorbereitung hatten wir uns ja für einen Fahrer entschieden. Wir haben dadurch etwas mehr über Land und Leute erfahren, aber es kam uns schon ein wenig vor wie der Papst in seinem Papa-Mobil. Der Kontakt mit andern beschränkt sich so halt meist auf eine einzelne Sehenswürdigkeit.
Aber wir sind so ziemlich weit herumgekommen und hätten lange nicht so viel gesehen oder hätten mehr Zeit investieren müssen.

Wer also noch überlegt mal nach Myanmar zu reisen, dann empfiehlt es sich dies so bald wie möglich zu tun. Es wird fleissig gebaut und in den typischen Touristengebieten merkt man schon heute den Einfluss des Geldes.
Fortschritt bringt nun mal Veränderung, ob gut oder nicht, das werden die Menschen hier selbst entscheiden müssen.
Nächstes Jahr sollen zudem die ersten wirklich freien Wahlen stattfinden. Hier ist die Hoffnung zu suchen und wenn die aktuelle Regierung Wort halten sollte, dann dürfte Aung San Suu Kyi das Land im 2015 aus der Isolation führen.
Bis dahin dürften die Generäle aber ihre Schäfchen schon im Trockenen haben.

Tag 17 und 18 – Mandalay

Da wir nun wieder auf unseren eigenen Globetrotter-Beinen stehen – also ohne Fahrer sind – haben wir auch prompt unseren Tagesplan verschlafen: einen Bootsausflug nach Mingun.
Macht nicht, sagen wir uns und starten mit der Erkundungstour zu Fuss Richtung Innenstadt, mit der Mission den hässlichen Bahnhof (zumindest wenn man dem Internet glauben darf) zu besichtigen, ein Kino zu finden und die Weiterreise bei einem richtigen Kaffee zu planen.

Da in Mandalay die Strassen durchnummeriert sind und wie ein Schachbrett angelegt wurden, findet man sich hier sehr gut zurecht. Der Verkehr ist teilweise recht unkoordiniert und Hauptstrassen schwerer passierbar, aber mit der Zeit und ein wenig Beobachtungsgabe kriegt man das gut hin.

Am Bahnhof angelangt und nach einer kurzen Besichtigung ziehen wir die schlichte Bilanz, dass der Bahnhof wirklich keine Augenweide ist, aber auch nicht sonderlich hässlich. Er ist funktional und er lebt. Leute essen am Boden umgeben von ihrem Gepäck, laden an einer
Handy-Ladestation ihre Gadgets auf oder halten einfach nur ein Nickerchen vor ihrer Reise.

Auf einer der Hauptstrassen werden wir dann fündig. Bei einem Kaffee können wir im Internet nach einer Tauchsafari recherchieren.

Weiter geht’s dann zu einem Shoppingcenter, dass eigentlich auch ein Kino beinhalten würde. Leider irren wir nur durch das Einkaufszentrum und treten auch recht schnell den Rückzug an. Per Fahrrad lassen wir uns dann durch einige Strassen fahren und stossen per Zufall auf ein Frisiersalon inkl. Massagestudio, das Fussmassagen anbietet. Für 8000 Kyat (also 8 USD) pro Person lassen wir es uns nicht ganz schmerzfrei eine Stunde gut gehen und treten die Rückfahrt auf einem Motorradtaxi ins Hotel Rama an.

Vor der Dämmerung versuchen wir erneut auf den Mandalay Hill zu gelangen. Und hätten wir nicht wieder schlecht getimed, hätten wir dort auch wirklich den Sonnenuntergang erlebt. Trotz Fahrt auf den Hill bekamen wir nur noch das Eindunkeln mit. Tja…
Aber wie es der Zufall so wollte, wurde Beat von einem jungen buddhistischen Mönch in ein Gespräch verwickelt. Wie sich herausgestellte, kommt er und seine Freunde extra von dem eine Stunde entfernten Kloster hierher, um englisch mit Touristen zu praktizieren. Da mir die Regeln im Umgang von Frauen mit Mönchen nicht ganz klar sind, nutze ich die Zeit für ein paar Foto-Aufnahmen. Auch ich werde kurz darauf von einem jungen Mann angesprochen, der englisch sprechen möchte. Er studiert dies seit einem Jahr und erklärt mir, dass sie in der Schule bereits früh Englisch-Unterricht haben, dabei aber nur lesen und schreiben lernen. Beat erkundigt sich währenddessen, wie der Alltag eines Mönchs hier in Myanmar aussieht.
Mit dem Vorsatz morgen nochmals auf den Mandalay Hill zu kommen – diesmal früher, geht’s nun ins Kino.

Am nächsten Tag stehen wir früh genug auf und lassen uns per Motorrad Taxi zum Pier bringen. Die Fahrt auf dem Motorrad ist super, auch wenn man teilweise ein wenig mitfiebert. Beat dreht währenddessen vollkommen fasziniert Kurzfilme über unsere Fahrt und strahlt über beide Backen, als wir dann heil ankommen.
Das Schiff legt ungefähr um 9 Uhr stromaufwärts ab und nach knapp 60 Minuten erreichen wir Mingun. Wie wir schnell feststellen, werden hier die Schiffe mit potentiellen Konsumenten bereits sehnsüchtig erwartet, denn vier von Kühen gezogene Karren beschriftet als Taxi warten auf Kundschaft. Auch auf der Strasse zu den ersten Sehenswürdigkeiten tauchen immer mehr Shops auf.
Unser erster Anlaufpunkt ist eine kleine blau-weisse Pagode, die gerade renoviert wird.
Danach besichtigen wir einen grossen backsteinernen Stupa – den Mingun Paya, der zu seiner Zeit 150m hoch war und während 18 Jahren erbaut wurde. Leider wurde er durch Erbeben massiv beschädigt und kann innen nicht mehr besichtigt werden. Eine Treppe führt jedoch noch auf das „Dach“ des Stupas und dort geniesst man einen wunderbaren Ausblick auf die Landschaft und den Fluss Ayeyarwady. Eher unbeholfenen und wackeligen Touristen wird hier „netterweise“ geholfen sich auf dem zerklüfteten Boden zu bewegen. Aber was man wissen sollte: nothing is for free. So zahlt der eine oder andere für die helfende Hand ein paar Kyat zuviel.
Die Mingun Glocke, die grösste noch intakte Glocke der Welt sehen wir beim Vorübergehen und schlendern weiter zur Hsinbyume Paya, einer weiteren Pagode, die schneeweiss ist und wellenartige Terassen hat.
Gegen 13 Uhr treten wir per Motorrad Taxi die Rückreise ins Hotel an.

Diesmal frühzeitig machen wir uns auf zum Mandalay Hill. Der mindestens 30 minütige Aufstieg müssen resp. dürfen wir barfuss in Angriff nehmen. Oben angekommen nehmen wir Position auf der nach Westen gerichteten Seite auf. Während nach und nach mehr Touristen eintreffen, geniessen wir an vorderster Front das zaghafte Untergehen der Sonne.
Nach dem Abstieg geht’s weiter in die Innenstadt zu der abendlichen Vorführung der international berühmten Mustache Brothers. Die drei Komiker und Brüder veranstalten seit Jahrzehnten regimekritische Shows, angereichert mit traditionellen Tanz- und teilweise Marionetten-Vorführungen. Zwei der drei Brüder mussten 6 Jahre Zwangsarbeit leisten wegen einer Vorführung im Jahr 1996, die im Hause von Aung San Suu Khy stattfand. Seit 2007 parodieren sie nur noch auf englisch, wobei nur einer der Mustache Brothers englisch spricht.
Mit diesem geschichtlichen Hintergrund freuen wir uns natürlich sehr auf die Vorstellung. Aufgrund der miserablen Tontechnik haben wir schliesslich sehr wenig verstanden und waren dementsprechend enttäuscht.

Im Hotel angekommen war wieder packen angesagt und die Vorfreude auf Bangkok greifbar.

Tag 16 – Von Pyin Oo Lwin nach Mandalay

Von Pyin Oo Lwin fahren wir direkt nach Mandalay. Es ist unser letzter Tag mit unserem Fahrer Myo. Entsprechend lassen wir uns noch rund um Mandalay die wichtigsten Sehenswürdigkeiten zeigen.

Wir starten unsere Tour in der Pagode Mahamuni Paya. Kurz nach dem Eingang wird klar, dass es sich hier um einen Hotspot handelt. Es gibt sehr viele Touristen und entsprechend klein ist die Chance ein Bild der hier ansässigen Buddha-Statue zu machen. Die Statue ist so beliebt, weil sie angeblich schon 2100 Jahre alt sein soll. Die Schicht der hauchdünnen Goldplättchen, die jeder „Mann“ daran anbringen darf, soll 15 cm dick sein.
Und: Jeden Morgen kriegt die Statue ihr Gesicht von Mönchen gewaschen. Das etwas trüb gefärbte Wasser gibt es anschliessend hier zu kaufen. Dazu haben wir leider keinen Erfahrungsbericht, da wir beim Wasser weiterhin sehr wählerisch sind und darauf verzichten, wenn es nicht aus einer versiegelten Plastikflasche kommt.

Myo fährt uns dann in den Süden zu einer Pagode. Jedoch nicht der Pagode wegen, sondern für einige Schnappschüsse vom gegenüber liegenden Hügel, der mit Pagoden und Stupas überzogen ist. Unzählige der kleinen goldigen Spitzen sind auf der anderen Flusseite von hier aus zu sehen. Nach einem kurzen Rundgang werden wir von einem Mönch zu Tee und einem kleinen Snack eingeladen. Die Verständigung beschränkt sich auf ein paar einfache Worte und viele Handzeichen. Jedoch ungemein witzig und herzlich.

Zur U-Bein Bridge in Amarapura – eine lange 200-jährige Teakholzbrücke, die man noch immer überqueren kann – geht es dann im Anschluss. Sie sieht auch ziemlich alt aus, denn obwohl hier ständig die defekten Holzlatten ersetzt werden, ist es eine wackelige Angelegenheit. Teilweise schwanken die Holzpfähle und man ist wechselt etwas mehr die Mitte der Brücke, da man vergebens nach einem Geländer sucht.

Pünktlich zum Sonnenuntergang fahren wir noch zum Mandalay Hill. Zumindest so war der Plan, denn wir kommen nur bis zum Fuss des Hügels. Dort werden wir von einem Polizisten abgewimmelt, da der Hügel für eine Gruppe VIPs reserviert ist. Wir sind nur bedingt enttäuscht und lassen uns ins Hotel bringen und geniessen den Abend im Hotel bei mehr oder weniger funktionierendem WIFI.

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