Am ersten Morgen in Siem Reap starten wir den Tag mit einem Frühstück. Da die umliegenden lokalen Restaurants für uns Ausländer die Preise verdoppeln, entscheiden wir uns für ein überteuertes Frühstück im Hotel.

Danach starten wir die Besichtigung von Angkor. Mit einem Tuk Tuk – die gleichen hier eher einer Kutsche – geht es los in Richtung Eingang. Wir lösen ein Ticket für drei Tage, was uns 40$ kostet, aber die Anlage entschädigt den Betrag mit vielen massiven Tempeln. Und das Geld wird sinnvoll investiert, denn seit meinem letzten Besuch wurde fleissig restauriert.

Angkor war zwischen dem 9. und 15. Jahrhundert ein einflussreiches Königreich in Asien. Die Könige haben damals fleissig gebaut und so ihre hinduistische Götter verehrt. Kriege, aber auch der Buddhismus haben dann aber das Ende eingeläutet. Aber die Bauten sind noch heute riesig und es ist schwer vorzustellen, was hier vor 1000 Jahren los war. Naja heute ist ja auch viel los, nur sind nicht mehr die Mönche sondern Touristen in der Mehrheit.

Wir beginnen unsere Rundfahrt beim Angkor Wat, dem wohl berühmtesten Tempel. Wenn man Postkarten von Angkor sieht, dann ist darauf zu 80% dieser Tempel abgebildet. Einerseits ist es die grösste Anlage, aber andererseits ist sie gut erhalten und noch wichtiger, vor dem Tempel gibt es einen kleinen See in dem sich der Tempel spiegelt. Also das Ziel eines jeden Fotografen. Gemäss Lonely Planet handelt es sich auch um das grösste religiöse Gebäude der Welt.

Von den Massen der Besucher überwältigt, wollen wir die Tour in der entgegengesetzten Richtung fortsetzen, in der Hoffnung auch mal eine ruhigere Ecke zu finden. So geht es dann weiter zum Ta Prohm. Wer Tomp Raider gesehen hat, kennt vermutlich den Tempel mit den riesigen Baumwurzeln die einen Teil bedecken. An dem Ort wo Lara stand, stehen nun einige Touris in einer Reihe und posieren um die Wette. Die Anlage besteht aber aus mehr als nur einem Baum und ein paar Steinen und so machen wir uns auf, den Rest zu entdecken.

Danach geht es weiter zum Banteay Kdei und weiter zum Bayon meinem persönlichen Highlight. Da wir aber schon etwas erschöpft sind und uns die Sonne ordentlich einheizt, lassen wir diesen heute aus.
Denn von hier aus machen wir uns zu Fuss auf den Weg den Palast Phimeanakas zu erkunden. Dazu gehören ein Tempel Baphuon sowie zwei der drei Eingangstore, der Elephant Terrace und der Leper King Terrace.

Wir beschliessen die Besichtigung zu beenden und ein Motorrad für den nächsten Tag zu mieten. Wir sind damit einfach flexibler und können uns frei bewegen. Unser Fahrer macht sich jedoch Sorgen um unsere Sicherheit und bietet uns ganz selbstlos seine Dienste für den nächsten Tag an. Schmunzelnd lehnen wir ab und lassen uns in die Nähe des Hotels bringen, wo wir unser spätes Mittagessen geniessen.

Beim Motorrad mieten haben wir dann aber weniger Glück. Zwar könnten wir eines mieten, aber gemäss dem Vermieter dürfen Ausländer nicht selber in der Anlage fahren. Die Polizei würde uns dafür büssen. Mir ist es das wert und ich gehe davon aus, dass die netten Polizisten nicht vor Sonnenaufgang auf der Matte stehen, also vor dem Abend würden die uns nicht kriegen.
Aber der Vermieter zickt ein wenig und schlussendlich rückt er damit raus, dass auch er Ärger bekommen könnte. Das wollen wir dann natürlich nicht und so entschliessen wir uns kurzum für Velos.

Für je 2$ erhalten wir beide je einen Drahtesel – die wohl ihre besten Tage schon hinter sich hatten. Aber Siem Reap ist mehrheitlich flach und so kommt man mit ein paar weniger funktionierenden Gängen auch zurecht.
Wir machen uns dann am Abend auf den Weg ins Zentrum auf der Suche nach einem Kaffee und werden schnell fündig. Das Café ist ziemlich neu und fast leer, punktet dafür aber mit einer überdurchschnittlich guten Internetverbindung. Ich nutze die Gunst der Stunde und lade gleich einen Satz Bilder hoch, was oft viel Zeit in Anspruch nimmt.
Als wir uns auf den Rückweg machen, folgt der nächste Rückschlag. Mein Velo hat einen fast platten Reifen. Es reicht gerade noch für die Rückfahrt, aber die früh-morgentliche Erkundungstour hat sich damit auch erledigt.

Entsprechend benötigen wir am nächsten Tag wieder ein Tuk Tuk. Da wir aber unser eigenes Ding machen wollen, suchen wir einen Fahrer der uns dahin bringt, wo wir wollen und nicht irgendeiner allgemeinen Route folgt. Das gelingt uns nur bedingt, denn die Fahrer wollen für die zurückgelegte Strecke entlöhnt werden, und nicht für die aufgewendete Zeit. Da wir nicht sagen können wohin wir alles fahren möchten, können die uns nicht sagen wie viel es kostet.

Wir lassen uns dann halt doch auf eine Tour ein (es gibt eine kleine und eine grosse Tour) damit wir endlich los können. Immerhin können wir erreichen, dass wir während der Mittagshitze unterbrechen können und am Abend nochmals zurückkommen.

Die grosse Tour beinhaltet ebenfalls eine beachtliche Anzahl Tempel. Wir starten beimPre Rup. Wenig Leute, gutes Licht und eine schöne Tempelanlage. Was will man mehr.

Der anschliessende East Mebon ist ebenfalls noch gut erhalten, auch wenn nicht mehr jeder Stein so richtig auf dem anderen liegt, macht er einen guten Eindruck. Während der Erkundung treffen wir auf drei Mönche die vor einem Tempel sitzen. Ein Traum für jeden Hobby-Fotografen. Franziska fragt, ob wir sie ablichten dürfen und kaum ist das “ja” gefallen, knippsen wir los. Ich zeige ihnen anschliessend die Bilder und wir kommen ins Gespräch. Inzwischen haben sich nun andere Fotografen dazu gesellt und knipsen fleissig. Wir erfahren ein wenig mehr über die drei Mönche und auch über die Verhaltensregeln. Während man bzw. eine Frau in anderen Ländern einen Abstand von 2 Schritt halten muss, darf man oder eben Frau die Mönche einfach nicht berühren.

Dann geht es weiter zu einem kleineren Tempel Ta Som und danach zum Neam Peam. Um zu diesem zu gelangen, muss man einen Steg über einen See namens Jayatataka Barayüberqueren. Der See selbst wirkt gespenstisch. Es gibt lauter weisse Bäume die abgestorben scheinen, dafür strahlt das Wasser in kräftigem blau.
Die Tempelanlage beinhaltet ebenfalls von Wasser umzingelte Tempel.

Schliesslich geht’s noch zur letzten Anlage, dem Preah Khan. Unser Fahrer setzt uns auf der Ostseite ab und erklärt uns, dass er auf der Westseite auf uns warten wird.
Die folgende Stunde verbringen wir wieder staunend bei der Durchquerung der Anlage. Viele der Gänge sind eingefallen und es erinnert ein wenig an Jenga – das Spiel wo man Holzstücke stapelt bis der Turm zusammenfällt.

Die anschliessende Pause verbringen wir beim Mittagessen und beim Umtausch der Fahrräder. Wir wollen am nächsten Tag den Sonnenaufgang im Angkor Wat noch erleben und so lassen wir uns zwei Velos herrichten. Franziska bekommt eines mit Licht und ich ein Moutain Bike – ohne Licht. Damit wir sicher sind, fahren wir nochmals ins Zentrum um die Velos auszuprobieren.

Am Abend besichtigen wir dann endlich Bayon, der von aussen nicht sonderlich viel hergibt, aber dafür umso mehr von innen. Er ist ebenfalls riesig und man kann darin ordentlich Treppen steigen. Da wir hier den Sonnenuntergang geniessen wollen, lassen wir uns Zeit. So viel Zeit, dass wir freundlich aber bestimmt rausgeschmissen werden. Ein Herr in Uniform erklärt uns um 17:50 dass um 17:30 geschlossen wird und unser Fahrer, der wie verabredet auf der gegenüberliegenden Seite wartend, schon auf dem Weg zu uns sei.

Wir verstehen den Wink und da der Sonnenuntergang nicht wirklich spektakulär ist, folgen wir der Anweisung und verlassen die Anlage.

Am Abend geht es dann noch an ein Konzert von Beatocello. Ein Schweizer Arzt der seit 23 Jahren hier in Kambodscha Spitäler betreibt. Mittlerweile sind es 5 Spitäler die 40 Millionen $ pro Jahr verschlingen. 80% davon wird von privaten Spenden finanziert, so auch mit diesen Konzerten die jeden Samstag um 19:15 Uhr hier stattfinden.
Uns freut es natürlich, dass die Schweiz sich ebenfalls mit 4 Millionen beteiligt und die Schweizer Bürger sogar mit 5 Millionen. Kinder können sich in den Krankenhäusern gratis behandeln lassen. Jene die später zur Nachkontrolle antraben müssen, erhalten sogar das Fahrgeld erstattet, denn viele Bauernfamilien verdienen kaum 1$ pro Tag und könnten sich eine teilweise stundenlange Anfahrt nicht leisten. Dr. Beat Richner ist entsprechend bekannt hier. Auch kein Wunder, denn praktisch jedes Kind war schon mal in einer seiner Kliniken.

Den letzten Morgen in Angkor schaffen wir es dann doch noch mit den Velos bis zum Angkor Wat. Wie sich herausstellt, aber nicht alleine, daher teilen wir uns auf. Ich bleibe draussen und Franziska mischt sich unter die Massen beim Hotspot.
So erhalten wir dann auch ein paar unterschiedliche Perspektiven.

Wir haben uns für die letzte Nacht noch ein Hotel im Zentrum genommen. Unser Fahrer findet es zwar nicht auf Anhieb, dafür ist es ruhig. Da die Zimmer erst um 2 Uhr fertig sind, schnappen wir uns zwei Velos, die uns zur Verfügung gestellt werden und erkunden die nähere Umgebung. Im Angkor Trade Center stossen wir dann auf ein aussergewöhnliches Kino – das Angkor Cinema -, wo man einen privaten Kino-Raum mieten kann. Die Vorstellung kostet 5$ pro Person und man kann aus einer Reihe Filmen aussuchen. Dann wird man in einen Raum mit Leinwand geführt, setzt sich auf die bequeme Polstergruppe und die Vorführung startet. Danach beziehn wir das Zimmer und geniessen den Luxus des hoteleigenen Pools. Am Abend bleiben wir verschwenderisch und gönnen uns mal wieder einen richtigen Burger im Hardrock Cafe Siem Reap.
Wir wagen wir uns dann noch an den Angkor Night Market und in die Pub Street. Es wimmelt hier nur so von Restaurants, Marktständen, Massage Salons, Touristen und folglich von Tuk Tuk Fahrern und die Atmosphäre erinnert schwer an den Rummelplatz. Nach einer Fussmassage inkl. Peeling radeln wir dann gemütlich zurück ins Hotel :-).

Am letzten Tag in Siem Reap geht’s noch kurz in die Stadt, dann ein letztes Mal in den Pool und danach um 12:30 Uhr werden wir abgeholt für den Abtransport nach Phnom Pneh. Soweit zumindest der Plan, der zwar fast bis zum Schluss aufgeht, aber am Schluss noch eine stressige Wendung nimmt. Der Pickup kommt nämlich schon eine Stunde vorher, genau zu der Zeit als ich in den Pool steige. Aber alles nicht so wild, der Fahrer zeigt sich geduldig und so können wir noch den Rest packen, abtrocknen und bezahlen.

Hätte ich das Kleingedruckte gelesen, dann hätte ich gewusst, dass es eine Stunde früher los geht. Wir haben nämlich mal zur Abwechslung online gebucht und sind so zu der Buslinie von Giant Ibis gelangt. Mit Ausnahme des selbstverschuldeten Pickups klappt dann auch alles. Der Bus fährt pünktlich los und kommt ebenso pünktlich an. Wir erhalten die gebuchten Plätze und zu unserer Überraschung noch ein feines Croissant und ein Wasser.