Da wir nun wieder auf unseren eigenen Globetrotter-Beinen stehen – also ohne Fahrer sind – haben wir auch prompt unseren Tagesplan verschlafen: einen Bootsausflug nach Mingun.
Macht nicht, sagen wir uns und starten mit der Erkundungstour zu Fuss Richtung Innenstadt, mit der Mission den hässlichen Bahnhof (zumindest wenn man dem Internet glauben darf) zu besichtigen, ein Kino zu finden und die Weiterreise bei einem richtigen Kaffee zu planen.

Da in Mandalay die Strassen durchnummeriert sind und wie ein Schachbrett angelegt wurden, findet man sich hier sehr gut zurecht. Der Verkehr ist teilweise recht unkoordiniert und Hauptstrassen schwerer passierbar, aber mit der Zeit und ein wenig Beobachtungsgabe kriegt man das gut hin.

Am Bahnhof angelangt und nach einer kurzen Besichtigung ziehen wir die schlichte Bilanz, dass der Bahnhof wirklich keine Augenweide ist, aber auch nicht sonderlich hässlich. Er ist funktional und er lebt. Leute essen am Boden umgeben von ihrem Gepäck, laden an einer
Handy-Ladestation ihre Gadgets auf oder halten einfach nur ein Nickerchen vor ihrer Reise.

Auf einer der Hauptstrassen werden wir dann fündig. Bei einem Kaffee können wir im Internet nach einer Tauchsafari recherchieren.

Weiter geht’s dann zu einem Shoppingcenter, dass eigentlich auch ein Kino beinhalten würde. Leider irren wir nur durch das Einkaufszentrum und treten auch recht schnell den Rückzug an. Per Fahrrad lassen wir uns dann durch einige Strassen fahren und stossen per Zufall auf ein Frisiersalon inkl. Massagestudio, das Fussmassagen anbietet. Für 8000 Kyat (also 8 USD) pro Person lassen wir es uns nicht ganz schmerzfrei eine Stunde gut gehen und treten die Rückfahrt auf einem Motorradtaxi ins Hotel Rama an.

Vor der Dämmerung versuchen wir erneut auf den Mandalay Hill zu gelangen. Und hätten wir nicht wieder schlecht getimed, hätten wir dort auch wirklich den Sonnenuntergang erlebt. Trotz Fahrt auf den Hill bekamen wir nur noch das Eindunkeln mit. Tja…
Aber wie es der Zufall so wollte, wurde Beat von einem jungen buddhistischen Mönch in ein Gespräch verwickelt. Wie sich herausgestellte, kommt er und seine Freunde extra von dem eine Stunde entfernten Kloster hierher, um englisch mit Touristen zu praktizieren. Da mir die Regeln im Umgang von Frauen mit Mönchen nicht ganz klar sind, nutze ich die Zeit für ein paar Foto-Aufnahmen. Auch ich werde kurz darauf von einem jungen Mann angesprochen, der englisch sprechen möchte. Er studiert dies seit einem Jahr und erklärt mir, dass sie in der Schule bereits früh Englisch-Unterricht haben, dabei aber nur lesen und schreiben lernen. Beat erkundigt sich währenddessen, wie der Alltag eines Mönchs hier in Myanmar aussieht.
Mit dem Vorsatz morgen nochmals auf den Mandalay Hill zu kommen – diesmal früher, geht’s nun ins Kino.

Am nächsten Tag stehen wir früh genug auf und lassen uns per Motorrad Taxi zum Pier bringen. Die Fahrt auf dem Motorrad ist super, auch wenn man teilweise ein wenig mitfiebert. Beat dreht währenddessen vollkommen fasziniert Kurzfilme über unsere Fahrt und strahlt über beide Backen, als wir dann heil ankommen.
Das Schiff legt ungefähr um 9 Uhr stromaufwärts ab und nach knapp 60 Minuten erreichen wir Mingun. Wie wir schnell feststellen, werden hier die Schiffe mit potentiellen Konsumenten bereits sehnsüchtig erwartet, denn vier von Kühen gezogene Karren beschriftet als Taxi warten auf Kundschaft. Auch auf der Strasse zu den ersten Sehenswürdigkeiten tauchen immer mehr Shops auf.
Unser erster Anlaufpunkt ist eine kleine blau-weisse Pagode, die gerade renoviert wird.
Danach besichtigen wir einen grossen backsteinernen Stupa – den Mingun Paya, der zu seiner Zeit 150m hoch war und während 18 Jahren erbaut wurde. Leider wurde er durch Erbeben massiv beschädigt und kann innen nicht mehr besichtigt werden. Eine Treppe führt jedoch noch auf das „Dach“ des Stupas und dort geniesst man einen wunderbaren Ausblick auf die Landschaft und den Fluss Ayeyarwady. Eher unbeholfenen und wackeligen Touristen wird hier „netterweise“ geholfen sich auf dem zerklüfteten Boden zu bewegen. Aber was man wissen sollte: nothing is for free. So zahlt der eine oder andere für die helfende Hand ein paar Kyat zuviel.
Die Mingun Glocke, die grösste noch intakte Glocke der Welt sehen wir beim Vorübergehen und schlendern weiter zur Hsinbyume Paya, einer weiteren Pagode, die schneeweiss ist und wellenartige Terassen hat.
Gegen 13 Uhr treten wir per Motorrad Taxi die Rückreise ins Hotel an.

Diesmal frühzeitig machen wir uns auf zum Mandalay Hill. Der mindestens 30 minütige Aufstieg müssen resp. dürfen wir barfuss in Angriff nehmen. Oben angekommen nehmen wir Position auf der nach Westen gerichteten Seite auf. Während nach und nach mehr Touristen eintreffen, geniessen wir an vorderster Front das zaghafte Untergehen der Sonne.
Nach dem Abstieg geht’s weiter in die Innenstadt zu der abendlichen Vorführung der international berühmten Mustache Brothers. Die drei Komiker und Brüder veranstalten seit Jahrzehnten regimekritische Shows, angereichert mit traditionellen Tanz- und teilweise Marionetten-Vorführungen. Zwei der drei Brüder mussten 6 Jahre Zwangsarbeit leisten wegen einer Vorführung im Jahr 1996, die im Hause von Aung San Suu Khy stattfand. Seit 2007 parodieren sie nur noch auf englisch, wobei nur einer der Mustache Brothers englisch spricht.
Mit diesem geschichtlichen Hintergrund freuen wir uns natürlich sehr auf die Vorstellung. Aufgrund der miserablen Tontechnik haben wir schliesslich sehr wenig verstanden und waren dementsprechend enttäuscht.

Im Hotel angekommen war wieder packen angesagt und die Vorfreude auf Bangkok greifbar.