Unsere Tour beginnt kurz gegen 9 Uhr mit der Übernahme der Honda Phantom. Beat dreht kurz eine Runde zur Tankstelle und macht sich ohne Mitfahrerin und Gepäck mit dem Motorrad vertraut.

Etappe 1: Chiang Mai bis nach Pai

Dann geht’s auch schon los durch das Strassengewirr Chiang Mai’s, welches Beat irgendwie schon im Griff zu haben scheint, denn wir landen direkt auf dem vielbefahrenen Highway. Dieser ist rein fahrtechnisch nicht besonders anspruchsvoll und ziemlich busy und darum sind wir beide froh als wir auf die Strasse nach Pai (Nr. 1095) einbiegen. Der Verkehr nimmt ab, die Fahrbahn wird kurviger und die Landschaft abwechsungsreicher und ländlicher. Uns gefällts und Beat entdeckt den Easy Rider in sich wieder.

Dieser Teil der Route ist bei Bikern und Touristen bekannt für seine über 700 Kurven von Chiang Mai bis nach Pai und ist dadurch gut befahren aber auch in einem guten Zustand: griffig, sauber und sehr gut ausgeschildert. Ein paar holprige Stellen gibt es natürlich auch hier und die kriegen unsere Pos einige Male zu spüren. Aber es macht einfach zu viel Spass zu fahren (oder eben sich fahren zu lassen).

Unsere Etappen sind nicht allzu lange gewählt, so dass wir mit ungefähr drei Stunden reine Fahrzeit resp. mit 130km bis 180km rechnen. Dies erlaubt es uns auch mal einen Zwischenstopp zur Nahrungszufuhr, zur Reanimation nicht mehr spürbaren Gliedmassen oder Körperregionen oder zugunsten einer Erkundungstour einzulegen. Diese nutzen wir heute und besichtigen den Mork-Fa Wasserfall, welcher ein wenig abseits gelegen ist. Erfreut stellen wir fest, dass die Gegend zwar touristisch erschlossen, jedoch bei weitem nicht überlaufen ist. So können wir den kurzen Spaziergang und den Wasserfall beinahe alleine geniessen.

Bei einem weiteren Halt lernen wir einen Münchner kennen, der regelmässig hierher kommt, ein Motorrad mietet und Offroad die Gegend erkundet. Er ist ein eingefleischter Fan und Besitzer der ersten Ausgabe derselben Karte von GT Riders, die auch wir haben.

Am späten Nachmittag treffen wir dann in unserer Unterkunft ein: dem Pai Bamboo Hat. Der Name bietet was er verspricht. Wir sind für eine Nacht stolze Mieter einer kleinen Bambushütte. Vom belgischen Hotelier werden wir in deutscher Sprache betreut und im Verlauf unseres kurzen Aufenthaltes in interessante Gespräche verwickelt.
Von Pai sehen wir zu unserer Schande dann nicht mehr viel und gehen frühzeitig zu Bett – nach einer Videokonferenz mit meinen Eltern.

Etappe 2: Pai – Rak Thai

Beim Aufstehen wurden wir wieder daran erinnert, dass wir uns in den Bergen befanden, denn rundherum war feiner Nebel. Da es zudem noch frisch war, fuhren wir ein wenig später als geplant los.
Nach einiger Zeit machten wir Halt bei der Tom Lam Höhle in Tham Lot. Da ein kleiner Fluss unterirdisch durch die Höhle fliesst, erkundet man diese begleitet von einem Guide per Bambus-Floss, aber natürlich auch zu Fuss. Zu besichtigen gibt es drei Haupthöhlen, zu denen man über Treppen gelangt. Stalagmiten und Stalaktiten ragen vom Boden resp. von der Decke und da die Höhle nicht ausgeleuchtet ist und wir nur mit einer Petroleumlampe aufgerüstet sind, können wir die Grösse und das Ausmass nur erahnen. Die Formationen sind sehr beeindruckend und schön. Einzig die Fledermaus-Höhle lässt geruchstechnisch einiges zu wünschen übrig.
Weiter ging’s dann in Richtung Mae Hong Son. Wir wollten die Nacht jedoch nicht in der Stadt verbringen, sondern entschieden uns – einem Tipp folgend – für ein abseits gelegenes „chinesisches Dorf“ mit dem Namen Rak Thai. Dieses Dorf befindet sich nahe der burmesischen Grenze (ca. 500 Meter) und erinnert wirklich sehr an China. Die Strassen sind gesäumt von Schildern in chinesischer oder thailändischer Schrift, rot-goldene Lampions hängen vor den Teegeschäften, goldene Plastikkatzen nicken im Takt und ein schöner See verleiht diesem Ort eine gemütliche Atmosphäre und Ruhe. Weiteren Reiz erhält Rak Thai auch durch die Teeplantagen, die vor dem Dorf und auch an einigen Hängen im Dorf zu finden sind.
Die Nacht versprach kalt zu werden, also zogen wir uns nach dem Abendessen rasch in unsere einfache Unterkunft zurück und genossen einem Film auf unserem Tablet.

Etappe 3: Rak Thai – Khun Yuam

Am kommenden Morgen wurden wir mit wärmendem Sonnenschein und klarer Luft belohnt. Das Dorf erstrahlte in goldenem Licht und die Bewohner gingen gemütlich ihren Geschäften nach. Für uns stand jedoch die Abfahrt ins Flachland und somit auch in die Nebelsuppe an.
Diese Strasse zieht sich in etlichen Kurven und Serpentinen hinunter und verläuft zwischen Reisfeldern (leider bereits geerntet), Waldstücken, einfachen Dörfern und Hütten und katapultierte uns gedanklich zurück zu unserer Vietnam Motorradtour. Einfach nur wunderschön!
In Mae Hong Son – einer eher beschaulichen und ruhigen Stadt – genehmigten wir uns dann einen feinen Kaffee zum Aufwärmen und unser favorisiertes Frühstück: Fried Rice with Chicken.

Die Weiterfahrt nach Khun Yuam führte uns dann wieder an bewaldeten Hügeln und an bewirtschafteten Felder vorbei, wo Mais, Reis, Erdbeeren, Karotten, Kohl und sonstiges angebaut werden. Wieder profitieren wir vom sehr guten Strassen Zustand und von vielen Kurven, die das Fahren spannend und abwechslungsreich gestalteten.

Verhältnismässig früh trafen wir dann auch in Khun Yuam ein und nutzten die verbleibenden Stunden mit der Besichtigung einer örtlichen Attraktion: den Wild Sunflower Fields. Der beste Zeitpunkt, um die blühenden Felder der mexikanischen Sonnenblumen zu besichtigen, wäre eigentlich November gewesen, doch wir wollten es, ganz nach dem Motto der „Weg ist das Ziel“, dennoch probieren. Die Strassen werden zwar schmaler, aber dafür nimmt auch der Verkehr ab. Nur noch wenige Autos und Motorräder waren unterwegs und wir gelangten zu ein paar tollen Aussichtspunkten bevor wir die Sonnenblumen-Felder erreichten. Leider sind die Blumen – wie bereits erwartet – verblüht, doch das Panorama entschädigte vollends. Die braun-gelben Blütenköpfe gaben allem noch einen herbstlichen Touch. Die Natur und Landschaft Nordthailands gilt es wirklich zu entdecken!

Etappe 4: Khun Yuam – Mae Chaem

Das Ziel der heutigen Etappe war nebst der Stadt Mae Chaem auch den höchsten Berg Thailands – den Doi Inthapon – zu besichtigen. Bei Sonnenschein und milderen Temperaturen machten wir uns auf den Weg. Da wir nicht mehr auf einer vielbefahrenen Strasse unterwegs waren, liess der Belag auch teilweise zu wünschen übrig und forderte Beats volle Aufmerksamkeit und meinen Allerwertesten.

In einem Laden, der gleichzeit auch mit eigener Noodle Soup aufwartet, machten wir Rast und erhielten einen feinen Grüntee und konnten das Dorfleben und lokale Gewerbe ein wenig beobachten. Was uns auffiel: Die Leute scheinen nie wirklich im Stress zu sein, werken aber von früh bis spät und pflegen gleichzeitig auch den sozialen Austausch. Es ist schon ein ziemlicher Kontrast zu unserem Tagesablauf…

In Mae Chaem angekommen begaben wir uns auch gleich in Richtung Doi Inthapon. Diesen erreicht man von Mae Chaem über eine teilweise enge kurvenreiche Nebenstrasse, die dann bei einer Hauptstrasse endet, die zweispurig hinauf auf den Berg führt. Die Luft wird immer kühler und so sind wir froh, als wir dann den Gipfel erreichen und uns in der Sonne wieder aufwärmen können. Die Aussicht wird leider häufig von Bäumen verdeckt und die Luft ist eher dunstig, so dass wir nicht das erhoffte Panorama zu Gesicht bekommen. Wir besuchen dafür noch die etwas weiter unten liegenden Zwillingspagoden. Die Anlage ist enorm gut gepflegt und Beat zieht beim Betrachten der Gärten den passenden Vergleich zum Auenland. Zu den auf einem Hügel gelegenen Pagoden gelangt man über überdachte Rolltreppen. Die Pagoden sind mit Granit und Mosaiksteinen besetzt und vermitteln einen modernen und edlen Eindruck. Der Grund für die Top Instandhaltung ist sicher darin zu suchen, dass die Anlage vom Königshaus unterhalten wird. Und hier findet man die Zuneigung und den Stolz für den König in jedem Grashalm.

Zurück in Mae Chaem suchten wir uns eine gemütliche Unterkunft und liessen den Tag auf der Terasse des Hotels ausklingen.

Etappe 5: Mae Chaem – Chiang Mai

Gut erholt starteten wir in den letzten Tag unserer Motorrad Tour.

Unsere Strecke für diesen Tag war noch nicht ganz klar und wir wollten uns noch ein paar lokale Attraktionen anschauen. Wir entschieden uns für zwei Wasserfälle, die beide auf dem Weg liegen.
Der erste Wasserfall – der Siribhume Waterfall – ist verbunden mit dem Besuch eines kleinen botanischen Gartens. Zwischen meterhohem Farn und Bananenbäumen gelangt man über einen gepflegten und gemütlichen Pfad zum kleineren der beiden Wasserfälle.
Einige km später besuchten wir den etwas breiteren Wachirathan Waterfall, welcher wunderbar von oben bis unten besichtigt werden kann. Doch nicht ohne, dass man ein wenig nass wird. 🙂

Zurück auf der Strasse merken wir leider wie diese langsam gerader werden und wir auch immer mehr in dichter bewohnte Gegenden gelangen und bald darauf erreichen wir auch schon den Highway. Nach kurzer Zeit verlassen wir diesen und gelangen am Nachmittag über Nebenstrassen Chiang Mai.

Leider…denn wir hätten es auch noch gut ein paar Tage länger ausgehalten. Dafür geniessen wir die Vorzüge der Grossstadt: 7-Eleven beinahe an jeder Ecke und unsere Frucht Smoothies (Khun Kae’s Juice Bar) ein paar Strassen vom Hotel entfernt. Yammi! 🙂