Ausgeruht, aber noch nicht topfit gehen wir heute gegen 8 Uhr auf die Suche nach Frühstück resp. nach einem richtigen Kaffee. Im Café ‹Open Hands› finden wir einen gemütlichen Ort, wo uns kein Instantkaffee serviert wird sondern Filterkaffee. Für uns also ein Fortschritt. 🙂

Danach geht’s zu Fuss weiter auf Erkundungstour.

Varanasi ist laut, voll und nicht gerade geruchsneutral. Aber für Hindus ist es einer der heiligsten Orte. Der Ort, wo man seine Seele in ‹Mutter Ganges› reinigen kann, an dem man sterben und kremiert werden möchte, um im nächsten Leben auf eine höhere spirituelle Ebene zu gelangen oder den Kreislauf der Wiedergeburt verlassen lässt.
Für mich ist es jedoch zur Zeit nur eine andere laute und touristische Stadt, und auch die badenden und betenden Inder ändern dieses Bild noch nicht.

Nach zahlreichen Strassen und Gassen gelangen wir an eine der vielen Ghats. Auch hier ist es nicht ruhig, besinnlich und sauber – so stelle ich mir einen heiligen Ort vor: Auf dem Nachbars-Ghat wird die Kremationstätte gerade gereinigt, an unserem Ghat sitzen Inder und Touris und auf der anderen Seite werden wieder Bootsausflüge am Laufband feilgeboten.
Wir laufen zurück zum Hotel, da nach 10 Uhr bereits die Hitze drückt.

Am Nachmittag geht’s weiter zu einer Tempel-Besichtigung. Der Rikschafahrer, mit dem wir fahren, versucht bereits zu Anfang Eindruck zu machen: Nach knapp 200m hält er an und kramt hinter unserem Rücken herum. Er zieht ein Buch hervor und beginnt zu blättern. Durch diverse Berichte von seinen Kunden aus aller Welt will er uns beweisen, wie super es ist mit ‹Bully› (so heißt er) in Varanasi unterwegs zu sein. Dann versucht er natürlich das Übliche: uns zu einer Rundfahrt inkl. Shop-Besichtigung zu bewegen. Wir sagen strickt ’nein› und lassen uns vor dem ‹New Vishwanath Temple› absetzten. 
Der Tempel ist neuer, aber nicht sonderlich schön und erinnert mit seiner einfachen kantigen Form eher an ein funktionelles Gebäude. 
Also lassen wir uns von Bully zurück fahren und starten zur ersten Bootstour. Aber zuerst müssen wir noch ein passendes Angebot finden. Unser Richtwert ist für eine Stunde ungefähr ab 100 Rupien. Der Erste will das 3-fache. Er scheint sich nicht so schnell runterhandeln zu lassen. Den Nächten können wir für 300 Rupien für 45 Minuten buchen. Also geht’s los im Motorboot.

Ich glaube Varanasi ‹by boat› ist ein MUST: Man kann sich viel ungestörter fortbewegen, genießt meisten freie Sicht auf die Ghats und auch das schnurren oder besser rumpeln des Motors hat was für sich. 🙂 
Doch als wir entdeckten, dass wir bereits nach einer viertel Stunde den Rückweg antreten, wurden wir unruhig. Nach knapp 30 Minuten legten wir wieder beim Assi Ghat an. Ganz klar für uns, dass wir nicht den ganzen Betrag bezahlen würden. 
Natürlich ließ dies der Captain unserer kleinen Nussschale nicht einfach durchgehen. Eine längere Diskussion zwischen Beat und ihm entbrannte. Da der Junge nicht seinen Chef holen wollte, nahm er schließlich die 250 Rupien an.

Voller Elan stellen wir uns kurz danach der Verhandlung mit den Rikscha-Wallas und den Tuktukfahrern, die uns ins Stadtzentrum bringen sollten. Nach kurzer Zeit gelangten wir zur ‹Dasaswamehd Ghat Road› und fanden uns mitten in der proppenvollen indischen Einkaufsmeile wieder. Wahrscheinlich eher als Fußgängerzone geplant, aber das heißt ja nicht, dass nicht auch Motorräder durch kommen?! Also wird wieder gehupt wie die Weltmeister. (Also, wer das Gehupe der Italiener nach einem gewonnenen Fussballmatch nicht beträgt, den würde Indien sicherlich in die Verzweiflung treiben.)
Am ‹Main Ghat› angekommen tummeln sich Stunden vor der eigentlichen Prozession schon Unmengen Menschen und wir verschieben den Besuch auf den morgigen Tag. Gemütlich laufen wir den Ghats entlang und dann durch die Gassen zurück zum Guesthouse – naja auf halber Strecke nehmen wir eine Rikscha – und gehen in der Nähe essen.