Die Fahrt nach Varanasi war gar nicht mal so übel. Natürlich bequem ist anders – ich hab mich die ganze Nacht gedreht und gewendet. Mir gegenüber war ein so laut schnarchender Inder, dass ich dachte, ich krieg kein Auge zu.
Doch ich hab glücklicherweise meine Ohrstöpsel dabei und kann mich abschotten. Die frische Nacht lässt mich nicht durchschlafen, aber so kann ich zwischendurch einen Blick auf Gepäck werfen.

Unsere Chai-Wallahs (Teeverkäufer) wiegen uns in den Schlaf und sind auch wieder die ersten die sich am Morgen bemerkbar machen. Es gibt unzählige davon in dem Zug. Sie laufen immer auf und ab und verkaufen allerhand. Tee, Kaffee, kalte Getränke, aber auch Samosa’s, Omletts und mehrere Artikel, die ich akustisch oder sprachlich nicht verstanden hab. Da wir vor Abfahrt noch ordentlich was gegessen haben lassen, wir uns auf keine Experimente ein. Auch die Teeverkäufer haben kein Glück, ich halte mich zurück, da ich die Toilette im Zug möglichst wenig gebrauchen möchte.

Varanasi erreichen wir dann mit ca. 40 Minuten Verspätung. Da es Franziska nicht so gut geht, nehmen wir ein etwas teureres Taxi in der Hoffnung ohne Umwege ins reservierte Guesthouse zu kommen.
Soviel kann ich schon sagen, Varanasi’s Verkehrsverhältnisse sind geradezu chaotisch. Auf dem Weg zum Guesthouse fahren wir einen Velofahrer an (nicht schlimm, aber er muss dennoch absteigen) und schaffen es nur knapp ohne Beule zum Ziel.
Der Fahrer macht es uns dadurch einfach, dass er unsympathisch ist. Er bemüht sich nicht mal höflich zu sein: Im Guesthouse, welches ich telefonisch reserviert hab, versucht er dennoch eine Provision zu erhalten. Da er keine erhält, versucht er uns in einem anderen Hotel unterzubringen.
Aber die letzten 100 Meter müssen wir zu fuss gehen, das er hier angeblich nicht parken darf. Obwohl es alle anderen dürfen. Vielleicht versucht ja nur Benzin zu sparen. Auf dem Weg fuhr er schnell zur Tankstelle und hat ganze 2 Liter getankt. Sparsam scheint er immerhin zu sein.

Der Fiebermesser kommt heute zum Einsatz und zeigt bei Franziska 37.1 Grad an. Nicht schlimm, aber dennoch genug um sich eine Auszeit zu nehmen und hinzulegen. Ich mache mich in dieser Zeit auf und schau mir die nähere Gegend etwas an.
Während ich dem Ganges entlang schlendere komme ich in den Genuss der Schlepper-Angebote von denen ich später im Lonely Planet später lesen werde.
Dort steht: Wer die Schlepper und Rikscha-Wallahs von Agra (Taj Mahal) für eine Plage hält, war noch nicht in Varanasi!
Manchmal tut es echt gut solche Dinge in einem Reiseführer zu lesen, weil es doch sehr störend ist, aber man diese Leute teilweise nur mit schlichtem (und für uns unhöflichem) Ignorieren, begegnen kann.
Heute schaffe ich es irgendwie den ganzen Shops, Bootsfahrten, Restaurants und Opium Angeboten zu widerstehen. Muss es allerdings mehrmals erwähnen, dass ich weder auf mehr Gewicht noch auf neue ausserkörperliche oder schwebende Erfahrungen aus bin 🙂

Dann sehe ich ein kleines Wunder. Frauen waschen im Ganges weisse Wäsche und legen es auf die Promenade, wo Leute spazieren, zum Trocknen aus. Vielleicht muss man den Dreck sehen der die Wäsche umzingelt, um das kleine Wunder zu erkennen. Der Dreck ist teilweise ein Meter hoch. (Fairerweise muss an dieser Stelle erwähnt werden, dass der Ganges gelegentlich so hoch steht und diesen Dreck zurücklässt.) Aber die Wäsche ist weiss, so richtig weiss. Ich krieg das nicht mal mit einer Waschmaschine so hin.

Später hole ich Franziska aus ihrem Schlaf und wir versuchen Essbares zu finden. Mein erster Vorschlag ist bloss ein Kaffee und mein Zweiter geschlossen. Aber unser Rikscha-Wallah überrascht uns mit einem Vorschlag der uns erstens passt und zweitens verhältnismässig uneigennützig ist, da er keine Provision dafür bekommt. Einfach so. Das tut uns wirklich gut nach den Strapazen von gestern.

Um 18 Uhr sieht es aus als wäre es 21 Uhr. Irgendwie geht die Sonne in Varanasi früher zu Bett. Dafür stellen wir fest, an unserem Ghats findet eine Party statt. Wir mitten drin, in unserem Zimmer 🙂 Die haben echt laute Lautsprecher hier, mal sehen wie lange sie Party machen können. Wir sehen es locker, die Aussicht auf den Lärm lässt uns schon richtig indisch locker.