Kategorie: Indien 2012 Seite 3 von 4

Tag 12 – Von Jodhpur nach Jaisalmer mit Boxenstopp in Khuri

Nach dem verlängerten Tag in Jodhpur fühlen wir uns gestärkt und machen uns auf den Weg in die Wüste. Irgendwo Richtung Pakistan, oder besser 200km davon entfernt wollen wir auf Kamelen durch die Wüste reiten und schliesslich auch dort campieren.

Die Reise führt uns nun nicht mehr via Schnellstrassen von Ort zu Ort, sondern auf Hauptstrassen. Manche würden wir wohl eher als Feldwege bezeichnen, aber die Fahrzeuge hier müssen sich eh einiges gefallen lassen. Was machen da ein paar zusätzliche Schlaglöcher?

Da wir erst nachmittags ankommen müssen, können wir den Weg ohne Eile angehen. Khuri den Ort unserer “Safari” erreichen wir pünktlich und bestätigen, dass wir auf die Safari wollen.
Gleich nach einem “Indien-Chai” geht es los. Wir dürfen auf die Kamele aufsteigen, die sich als Dromedare verkleidet haben. Gemäss einem unserer Guides merkt das kaum jemand. Trocken meint er: “There are no Camels in India”. Wir Schweizer sind da wohl einfach zu pingelig.
Nach dem Sonnenuntergang gibt es Nachtessen mit Livemusik. Wir haben das Vergnügen und sitzen der Band am nächsten. Die Stimmung bei den 20 anwesenden Touris ist mässig und lässt sich weder durch Tanz, Feuerspeier, noch von Solo-Einlagen aufwärmen. Den Wink, dass die Band auch Trinkgeld annimmt wird schlicht ignoriert. Aber sie geben sich nicht so einfach geschlagen, sie versuchen mit dem Publikum Kontakt aufzunehmen. Und wer sitzt da in der ersten Reihe? Die ersten paar Rufe schaffen wir zu ignorieren, aber nach Runde drei haben sie uns und wir dürfen unseren Namen sagen. Der nächste Song könnte uns gegolten haben, aber sicher sind wir uns nicht. Als die Band dann irgendwann zusammenpackt, lassen wir uns erweichen und spenden was und sind irgendwie dankbar, dass wir nun aus der Schusslinie sind.

Der Lonely Planet wart vor dem Bettzeug und der Kälte in der Wüste. Einige der Dinge, die wir mitgenommen haben, weil wir sie “vielleicht” brauchen könnten, sind unsere Seiden-/ Baumwoll-Schlafsäcke. Dünn, aber sie bieten einen gewissen Schutz vor dem Geruch unserer Bettwäsche. So eine Art Schutzschild, wenn auch nur ein dünner.

Leider haben wir dem Verkäufer mehr vertraut als dem Lonely Planet. Auf meine explizite Frage nach Temperaturen in der Nacht, hat er mir versichert, dass es um die 20 Grad sein würde. Das war schlicht gelogen, es waren geschätzte 15 Grad und gefühlte 10 Grad. Wir hätten die Tour ja auch gebucht, wenn er die Wahrheit gesagt hätte, doch dann hätten wir die wärmeren Kleider mitgenommen.
Aber es hatte auch einen Vorteil, so haben wir nicht durchgeschlafen und mitbekommen, wie der Mond sich verabschiedet hat und uns so einen Blick auf die klare Sternenwelt ermöglicht hat. Wirklich ein toller Anblick, den ich mir mehrmals etwas zitternd gegönnt hab ;)

Tag 11 – Jodhpur

Ein ziemlich ruhiger Tag, da wir noch immer mit unserer Erkältung kämpfen, hat sich Franziska für eine Pause entschieden. Ich mache mich also alleine und mit zwei Kameras (also Franziskas Canon D7 und mein iPad) auf den Weg zum Palast. Der wohl einzigen Sehenswürdigkeit hier in Jodhpur, auch die blaue Stadt genannt.

Die Anlage ist ebenfalls recht gross und gut im Schuss. Der hier ansässige Maharaja hat sich der Verteidigung der Traditionen gewidmet, da die Landesverteidigung nicht mehr zu seinen Aufgaben gehört.

Hier wird klar wie ehr-bezogen die Rajastan-er sind. Als die Schusswaffen die Schwerter abgelöst haben, haben sich die lokalen Kämpfer dagegen entschieden, da “töten auf Distanz” ohne Ehre ist.
Sie haben sich erst umentschieden als ihnen eine Armee mit Schiesspulver gegenüberstand.

Jedenfalls hat der Maharaja nun mehrere Stiftungen ins Leben gerufen, welche sich um Erhaltung der Gebäude und Traditionen kümmern sollen.

Mehr durch Zufall laufe ich in einen offiziellen Anlass hinein. Eine besohltes Orchester und ein hübsch dekoriertes Pferd lassen ahnen, dass da noch mehr kommt.
Ob es der Maharaja ist der da mit Sonnenbrille, orangem Turban und Schwert in der Hand ist, weiss ich nicht, aber die Leute zollen ziemlichen Respekt vor den orangen Turbanen.
Also brauch ich keine weiteren Beweise und will es einfach glauben ;)

Auf dem Rückweg werde ich häufiger begrüsst, darf Hände schütteln und kleine Männer fotografieren. Einer ist besonders witzig, er spricht etwas Englisch, aber jeden zweiten Satz beginnt er mit “Oh my God …”. Liegt vielleicht weniger an mir als am iPad.

In den kleinen Gassen in der Altstadt gibt sich mein Orientierungssinn geschlagen. Ich spaziere am Hotel vorbei und muss erst zum “Clock-Tower”, wohl dem kleinen indischen Bruder von “Big Ben”, um mich orientieren zu können. Dieser Turm überragt einige der anderen Gebäude und ich hab den Weg gestern zweimal gemacht.
Ab da wagt sich Orientierungssinn auch wieder an die Arbeit.

Tag 10 – von Udaipur nach Jodhpur via Ranakpur

Dieser Streckenabschnitt – von Udaipur nach Jodhpur – versprach etwa 6 Stunden Fahrzeit in Anspruch zu nehmen. Auf dem Plan stand jedoch in Ranakpur Zwischenstation zu machen.

Ranakpur ist bekannt wegen seiner üppigen Jain-Tempel. Einen davon, den Adinatha-Tempel haben wir besichtigt. Er ist wunderbar erhalten und wird sichtlich gepflegt. Man kann sich nicht satt sehen an all den Details, dem Licht und der Architektur. Beat ist mit dem Jain-Hohepriester dabei in Kontrakt gekommen und hat ihn mit der Frage, ob er ein Mönch sei, schon beinahe unverzeihlich beleidigt. Aber nachtragend war er nicht: der ‘busy man’ hat mit einem neuseeländische Pärchen und uns gleich eine kurze Tour durch dem Tempel gemacht und für uns ein Mantra gesprochen. Ein riesiger Unterschied zwischen dem geschäftstüchtigen Hindu-Priester in Pushkar und dem energievollen Priester hier. Und vor allem wurden wir nicht einer Gehirnwäsche unterzogen.

Auf der anschließenden Strecke kamen die Stoßdämpfer unseres TATA’s wieder tüchtig zum Einsatz. Und da dies das Lesen auf dem Rücksitz mächtig erschwerte, können wir unsere Aufmerksamkeit der Landschaft widmen.

Ungefähr eine Stunde vor Jodhpur verkalkulierte sich ein angetrunkener Motorradfahrer, fuhr in unseren Wagen rein und stürzte. Trotzdem, dass dieser ungeschützt war (Helm und Motorrad-Klamotten sind ja schließlich was für Beckenrandschwimmer), kam er nur mit ein paar Prellungen davon. Beide Fahrzeuge trugen einen Blechschaden und die Lenker einen Schock davon. Hier wird in einem solchen Fall nicht die Polizei gerufen, sondern nur die “Scherben“ aufgewischt. Zudem ginge ein Verfahren viel zu lange und mit welchem Erfolg ist eine andere Frage, da wohl kein Geld vorhanden ist.

Die restliche Strecke konnten wir nicht mehr ganz so entspannt dem Verkehr und dem Fahrstil zuschauen. Aber Gulab (unser Fahrer) brachte uns wie gewohnt sicher ans Ziel. :-)

Tag 9 – Udaipur

Bisher ein relativ ruhiger Tag. Da das Zentrum “eigentlich” aus Einbahnstrassen besteht, sind wir hauptsächlich zu fuss unterwegs. “Eigentlich” steht für: Bei uns wären es Einbahnstrassen. Nicht so in Indien, hier wird jeder Zentimeter verwendet, so sehr, dass mir Motorräder so nah kommen, dass sie an meinen Rucksack-Gurten hängen bleiben.

Morgens geht es zum City Palast des Maharana’s. Er ist hier sowas wie die Queen in England, aber wie der Maharaja von Jaipur hat auch er keine Power mehr. Wir nehmen uns einen Guide, um etwas mehr über den Palast zu erfahren.

Wie uns dieser erzählt, macht der Maharana auf Touismus und besitzt so an die 15 Hotels in der Gegend. Eines davon wurde 2007 immerhin zum besten Hotel gekürt. Das Zimmer kostet aber auch entsprechend.
Besonders fällt auf, dass der Palast noch sehr gut erhalten und wohl auch gepflegt wird. Viele Bilder sind noch erhalten, obwohl sie schon 380 Jahre alt sind.

Mittags haben wir noch etwas Zeit, um kurz auf dem See rumzutuckern. Es soll super Bilder des Wasserpalastes ermöglichen. Also drehen wir eine 30 minütige Runde und kommen so zu ein paar prima Schnappschüsse. Da ich mit meinem Ipad etwas umständlicher hantieren muss und sich das halbe Boot ducken muss, damit ich freie Sicht bekomme, bin ich relativ sparsam. Aber Franziska drückt dafür richtig auf den Auslöser. Bis jetzt sind es bereits über 2000 Bildern ;).

In der Hoffnung doch noch was für meine Kamera tun zu können, fahren wir am Nachmittag in ein Schopping-Center etwas ausserhalb. Kaum drinnen sind wir raus aus Indien. Sieht aus wie bei uns, Wrangler, Lewis, Bata – alle sind sie auch da.
Der einzige Aufsteller ist ein Uhrverkäufer der wohl sein Geschäft wittert, da weder Franziska noch ich eine Uhr tragen. Er gibt nicht auf und will uns unbedingt bei sich sehen. Ich schau ihn an und sag nur: “Sorry, we are from Switzerland”. Der Spruch funktioniert, er versteht den Wink und gibt sich sofort geschlagen: “ok ok, no problem”. Zumindest kennt er sich in seiner Branche aus ;-)

Danach gehts noch in einen kleinen friedlichen Park mit einigen Springbrunnen, bevor wir dann wieder zurückkehren, um unsere erste Ayurveda Massage zu geniessen.
Lässt sich durchaus empfehlen. Danach sind wir fit für die angekündigte Fete in der Stadt. Alles ist dekoriert und im Moment findet der Soundcheck statt.
Soviel kann ich jetzt schon sagen: Dezibel-Begrenzungen kennt man hier nicht!

Tag 8 – Von Pushkar nach Udaipur

Die Fahrt nach Udaipur versprach anstrengend zu werden: 6 Stunden Autofahrt – indische Verhältnisse versteht sich. Also, wenn eine Kuh auf der Straße steht, dann heißt es nicht, dass sie sich wegbewegt. Meistens bleiben sie stehen und fühlen sich dabei pudelwohl. Oder wenn ein Laster mit tonnenschweren ungesicherten Marmorblöcken seine Fracht auf der Autobahn verliert. (Ein Marmorblock lag z.B. auf unserer Fahrbahn.) Fahrbahn ist hier auch ein sehr dehnbarer Begriff: Es wird genutzt was zur Verfügung steht und Schlaglöcher sind an der Tagesordnung. Wer sich da an Kuba erinnert fühlt, liegt richtig. 😉

Was an Udaipur schon bei der Anfahrt auffällt ist, dass Udaipur’s Straßen ungewöhnlich sauber sind. Nicht überall, aber vielerorts.
Nach unserer Ankunft erholten wir uns erstmals in unserem Zimmer und verließen dieses erst als der späte Nachmittag anbrach. Es galt auch hier die Stadt kurz zu erkunden und die Stimmung (super Lichtverhältnisse) einzufangen. 🙂

Tag 7 – Pushkar

Ein kleines – nennen wir es Dorf – irgendwo in der Pampa. Das spezielle ist ein heiliger See in der Mitte des Dorfes. Ihm werden wahre Wunder nachgesagt. Zudem gibt es noch echte praktizierende Brahmanen. Die höchste aller Kasten, wem das Kastensystem der Inder etwas sagt.

Nun schon im Lonely Planet wird von Jungs gewarnt die Blumen verteilen. Unser Fahrer erwähnt dann auch, dass gelegentlich ziemliche Preise in Form von „freiwilligen Spenden“ eingefordert würden.

Da wir mittags ankommen und ziemlich ausserhalb übernachten, entschliessen wir uns für einen Spaziergang ins Downtown. Keine 200 Meter vom Hotel entfernt kommt dann schon das erste Motorrad angerollt und oh wunder der Fahrer bringt Blüten mit. Da er aber äusserst sympathisch daher kommt, lassen wir uns darauf ein. Wir sind beide gespannt, was passieren wird. Erst kriegen Franziska und ich eine für uns persönlich und eine weitere, um sie zum See zu bringen. Dann geschieht das Unerwartete: Der Typ fährt weg, ohne auch nur ansatzweise eine Rupie zu verlangen. Erstaunt und etwas eingeschränkt, da wir ja nun in einer Hand zwei Blüten tragen, setzen wir unseren Weg fort.

Zufälligerweise treffen wir den Blümchen-Verschenker unterwegs nochmals und er erzählt uns noch etwas über den heiligen Berg, der ebenfalls schon Menschen geheilt hat. Aber noch immer kein Wort über Geld. Wir besorgen noch etwas Wasser und treffen auf unseren Fahrer der uns dann ins Stadtzentrum bringt. Wir wollen jetzt erst zum See, um unsere von Blüten besetzten Hände wieder frei zu bekommen. Bei der Abfahrt fällt mir ein Typ auf an dem wir vorbeifahren, weil er eine Geste zum Fahrer macht. Als wir dann nach ca. 500 Metern aus dem Auto aussteigen steht der Typ von vorhin bereits da.
Nun ist klar, da hat sich eine Gruppe von ca. 4 Jungs an uns geheftet und führt uns wie zufällig zum See. Immer ein anderer der uns leitet und schön fernab der Hauptstrasse.

Dann geht alles ziemlich schnell; Am See angekommen werden wir von einem Brahmanen in Empfang genommen und gleich getrennt, da wir nicht verheiratet sind. Wir beide erfahren, dass dies ein heiliger See ist, zu welchem Pilger aus ganz Indien anreisen. Wir brauchen aber nicht ein Bad zu nehmen, es reicht wenn die Hände benetzt werden. Enttäuscht bin ich darüber nicht, denn heiliges Wasser bedeutet nicht zwingend, dass es sauber ist.

Jedenfalls darf ich ein paar Mantras aufsagen und auch eines für meine Familie. Dadurch wird unser aller Karma gereinigt. Restlos! Dass dies nicht ganz gratis sein wird, war uns schon vorher klar, aber was dann folgte erinnerte mich mehr an Syntology als an ein heiliges Ritual. Ich sollte eine Summe nennen, welche pro Familienmitglied multipliziert die geforderte Spende sein. Das wäre ja noch gegangen, aber wie dies platziert wurde, es glich mehr einer Gehirnwäsche als einem Ritual. Vielleicht eine rituelle Gehirnwäsche?
Die Spende wurde gleichgesetzt mit dem Glück, welches man seiner Familie wünscht. Grosse Spende, grosses Glück und kleine Spende, tja vermutlich war dann das Herz nicht offen genug und die Aktion würde im Nirvana für ungültig erklärt?

Mein Selbstschutz wurde dadurch aktiv und ich hab dem Priester höflich aber verständlich erklärt, dass ich mich in der momentanen Lage sehr unangenehm fühlen würde. Nach einem weiteren Versuch mit von einer ordentlichen Spende zu überzeugen, hat er wohl auch verstanden, dass es eher auf eine Null-Runde rausläuft, wenn er weitermacht wie geplant.
Dieser Geschäftssinn hat uns dann zu einer Einigung gebracht, 500 Rupien Spende + 100 für den Priester was ca. 12 CHF entspricht.
Franziska hat sich ebenfalls nicht bekehren lassen und hat denselben Betrag übergeben. Wie wir später erfahren, sind wir damit recht glimpflich davongekommen. Einem älteren Ehepaar aus den USA wurden auf die 5000 Rupien abgeknöpft.

Die Erfahrung war es allemal wert und ausserdem durften wir so Fotos machen, was normalerweise nicht erlaubt ist, wie man auf einem Bild erkennen kann 🙂
Wir haben ausserdem erfahren, dass die Spenden sinnvoll angelegt werden. Es werden mehrere Schulen damit unterstützt und es kommt auch dem Dorf zugute.
Einzig die Art und Weise wie es gehandhabt wird, ist nicht gerade von Nächstenliebe geprägt.

Das Dorf hat aber noch mehr zu bieten. Obwohl für Indien klein, scheint es ein Treffpunkt für Aussteiger aus dem Westen. Einige davon tuckern mit fetten Bikes durchs Dorf, die man hier mieten kann. Hat den Touch einer Dorf-Gang – auch wenn das Dorf bloss ca. 1 km lang ist 🙂

Kulinarisch findet man auch hier einiges angeboten. Wir bleiben bei indisch und beschliessen den Abend auf einer Dachterrasse und schmunzeln über die heutigen Ereignisse.

Tag 6 – Jaipur

Da wir nochmals eine Nacht in Jaipur bleiben, können wir uns Zeit lassen. Auch gar nicht so schlecht, mir geht es noch nicht wirklich besser, aber Franziska ist schon wieder munter.

Erst mal ab in die frühere Hauptstadt Amber und dem dazugehörenden Fort Amber. Ziemlich eingekesselt liegt diese Stadt in einem Tal neben Jaipur.

Im alten Königspalast kann man sich mehr oder weniger frei bewegen, zumindest wenn man sich darin zurechtfindet. Nichts mit europäischer Architektur und symmetrischen Gängen und Treppen. Überall tauchen neue Wege auf die noch weiter in den Palast reinführen oder noch ein paar Stockwerke weiter hoch.

Speziell das kunstvolle Spiegel-Mosaik mit der ein Gebäudeteil verziert wurde. Malereien gibt es nur wenige, die letzte Restauration ist wohl schon länger her.

Danach kurz für ein paar Schnappschüsse beim Wasserpalast stoppen. Dieser ist noch immer im Besitz der königlichen Familie, aber nicht mehr bewohnt. Sicher ein prima Standort für ein Touri Hotel, aber eine endgültige Bleibe?

Auf die Frage was die königliche Familie denn noch so zu tun hat, antwortet unser Fahrer: „No Power, still rich“, also werden keine Kriege mehr im Namen des Maharajas geführt, aber es gibt genug Geld, um in einem Palast zu leben.

Dafür gibt es im City-Palast genügend Platz. Er befindet sich mitten in Jaipur und wird noch bewohnt. Der Palast darf besichtigt werden und man erfährt dabei einige Dinge über die Royal Familie, aber nicht viel mehr als unser Lonely Planet nicht auch wüsste.

Danach brauch ich erst mal eine Pause von den Strapazen und will mich hinlegen. Franziska macht sich dann zwecks Textilberatung mit unserem Fahrer auf, um mehr über Seide/Nicht-Seide zu erfahren. Die Jagd ist erfolgreich und wir haben ein Plus von 4 Schals im Gepäck. (Einer für mich, yeah!)

Am Abend gehts mir auch wieder einigermassen besser und somit wage ich mich aus dem Hotel, um einen Happen zu essen. Das Restaurant, welches wir aussuchen sieht super aus, also nichts wie rein. Drinnen werde ich erst mal an einen „Männertisch“ entführt und krieg meinen ersten indischen Whiskey. Das Angebot abzulehnen wäre wohl eine Beleidigung im Quadrat und ausserdem will ich ja auch etwas mehr über die Leute erfahren. Selbsterklärend, dass „just a little Drink“ nicht demselben Mass entspricht, wie bei uns üblich, aber was tut man nicht alles im Namen der Kulurförderung 🙂

Nachdem ich den halben Familienstammbaum der Jungs präsentiert bekomme (glücklicherweise gehören alle irgendwie zusammen), erfahre ich, dass das Restaurant in dem wir sitzen, auch einem Bruder gehört und eigentlich noch gar nicht eröffnet wurde. Wahrscheinlich sind wir daher die einzigen Gäste – neben der Familie.

Dann werden noch die Händy-Nr getauscht und mein neuer bester Freund oder Bruder was wir jetzt sind, möchte er mich kurz noch zu sich nach Hause bringen. Sehr enttäuscht bin ich nicht als er das Motorrad seines Neffen nicht kriegt, der nun auch noch aufgetaucht ist, denn mein Bruder hat ordentlich was gegen seinen Durst getrunken.

Franziska konnte während meiner Verbrüderung, dann den wesentlichen Teil erledigen und mir eine Ausrede verschaffen, zu ihr an den Tisch zurückzukehren. Sie hat was für den Magen bestellt und wie sie das hat. Lauter leckere Sachen, noch nie davon gehört und auch wenn das Restaurant noch nicht in Betrieb ist, in Sachen Futter haben sie was drauf.

Da meine Kamera ja den Geist aufgegeben hat, hab ich mein Ipad immer griffbereit. Wo immer es die Internet Leitung zulässt, werden wir ein paar Bilder veröffentlichen.

Tag 5 – Von Agra nach Jaipur

Heute trafen wir unseren Fahrer Gulab wieder. Gerädert aber transportfähig gings los.

Nach knapp einer Stunde machten wir Zwischenstation in ‚Fatepur Sikri‘, der ersten Hauptstadt des Mogul Akbar. Die Anlage ist wirklich groß und beinhaltet neben der Moschee auch den ehemaligen Palast. Wir starteten in der Moschee, wo man auf Schritt und Tritt von tüchtigen Verkäufern und verkannten Reiseführern verfolgt wird.

Ein ‚Guide‘ heftete sich so penetrant an uns und versicherte, dass er nicht nach Geld fragen wird, dass wir es einfach mal austesten mussten. Also ließen wir uns von ihm führen. Nach knapp einer halben Stunde waren wir mit der Moschee durch und es zeigte sich, wie einfach das Spiel geht: Er hätte uns nun alles gezeigt und wenn wir uns dadurch besser fühlen, können wir ihm etwas geben. *lach* Na, und weil uns schließlich wirklich das schlechte Gewissen plagen würde, gabs 50 Rupien (umgerechnet ~ 1 CHF).
Für den Palast selbst reichte dann die Zeit und unsere Kondition nicht mehr aus. Mit einer hartnäckigen Postkarten-verkaufenden Gruppe Kinder im Nacken verließen wir Fatepur Sikri.

Weiter gings nun nach Jaipur – The Pink City.
Im Hotel angekommen hieß es für uns Bettruhe. Und die hatten wir nötig.

Nach ein paar Stunden Schlaf erkundeten wir unserem Stadtteil zu Fuß und mussten schnell feststellten, dass es hier genauso laut war, wie bisher überall. 🙂
Nach einem guten Glas Chai suchen wir in der Innenstadt nach einem Elektronik Geschäft, welches für Beat Casio Kamera ein Ladegerät verkauft. Fehlanzeige. Dafür wurden wir auf dem Rückweg bezüglich einheimischer Kost fündig: wir schnappten uns ein paar ‚Probiererli‘ von indischen Süßigkeiten, die wie am Abend im Zimmer verköstigen. Mmmmmh!

Tag 4 – Agra

In aller Frühe – naja es wurde doch 7 Uhr – wollten wir heute das Taj Mahal bei Morgenlicht in Augenschein nehmen – und natürlich ablichten. Obwohl die meisten potentiellen Besucher wahrscheinlich noch beim Frühstück saßen, mussten die Ellenbogen ausgefahren werden, damit man sich einen der begehrten Plätze zum fotografieren angeln konnte.

Dafür konnten wir es uns für einige Minuten auf einem der Bänke gemütlich machen und dieses Monument in aller Ruhe auf uns wirken lassen. Ich glaube, die Wirkung kann auf einem Foto nicht festgehalten werden, obwohl es abertausende probieren. (Ich natürlich inkl.)

Als nächste Station besichtigten wir das ‚Baby Taj‘ (Itimad-Ud-Daulah). Wie der Name schon sagt, ist es eine kleinere Ausgabe vom Taj Mahal, wurde aber einige Jahrzehnte früher gebaut. Es kann sich weder in der Größe noch in der Popularität mit dem Taj Mahal messen, aber dennoch ist es überaus schön und grazil. Und sein Vorteil: nicht so überlaufen von Touristen.

Unser Tuktuk Fahrer brachte uns danach zum Bahnhof Agra City. Dort besuchten wir einen einheimischen Markt – den Kinari Bazaar. Die Hitze, der Lärm und das Gewirr von Menschen ( die einen stets anstarren) ließen uns bald aufgeben und die Flucht ergreifen.

Deshalb entschlossen wir uns in einem vom Lonely Planet empfohlenen Marmor Kaufhaus (Subhash Emporium) nach den ersten Souvenirs umzusehen. Prompt liefen wir in eine Demonstration für eine Reisegruppe rein. Beat reagierte schnell und deutete an, dass wir nicht zur Gruppe gehören und somit nicht bei der Demo zuschauen wollen. Danach wurden uns wunderschöne und filigrane Stücke vorgeführt und erklärt, da wir nicht zur Reisegruppe gehören, würde unser Preis auch nicht treuer ausfallen. Ha! Da haben wir’s wieder…die Kaffeefahrtgesellschaft zählt automatisch die Provision des Guides mit. Wir verließen das Kaufhaus mit leeren Händen.
Unser Rikschafahrer wartete draußen, in der Hoffnung wir hätten was gekauft und er erhalte nun die Vermittlungs-Provision. Nichts da! Aber zurück Richtung Hotel fuhren wir mit ihm, und versuchten die nächsten Besorgungen zu Fuß zu machen. Beat brauchte noch Passfotos für seine indische Telefonnummer (Internet und lokale Anrufe) und ich wollte einen schönen Schal – man kann nie zu viele davon haben 😉

Beim Verkaufsgespräch in einem kleinen Laden wurden sofort alle möglichen Farben und Stoffe ausgepackt. Das löst ein ungutes Gefühl aus, da preislich noch gar nichts bekannt ist und auch nicht klar ist, ob die Dinger ‚echt‘ sind. Klar ist nur, verhandeln muss man, und frech sein dazu. Wir spielen ‚Guter Cop, böser Cop‘ und drohen immer mit dem gehen. Als die Jungs uns dann die Favoriten bereits einpacken, obwohl noch kein Preis vereinbart ist, ist klar – die wollen den Deal zu Ende bringen. Das war uns auch recht. Wir bekamen sie u ungefähr zur Hälfte des ’normalen‘ Preises.

Auf dem Rückweg schloss Beat noch das Prepaid Abo ab und wir gingen erschöpft ins Hotel zurück. Kaum im Zimmer angelangt, klingelte das Handy (indische Nummer)…Beat hatte seinen Pass im Shop vergessen. Glück braucht der Mensch! Es wäre sicherlich aufgefallen, aber wahrscheinlich erst beim nächsten Hotel. Pub!
Auf dem Weg in die Altstadt holen wir den Pass ab und gingen in Quartier ‚Taj Ganj‘ auf der Dachterrasse des Restaurants ‚Taj Cafe‘ essen.
Ganz ungeschoren kommen wir jedoch hier nicht davon…der ständige Wechsel zwischen Hitze und klimatisierten Räumen fordert ihren Tribut: wir beide werden das erste Mal krank.

Tag 3 – Von Delhi nach Agra

Diesem Tag haben wir mit etwas Bangen entgegen geschaut. Jemand hat uns gestern erzählt, dass bei ihrer Reise nach Agra vor dem Bahnhof alles voller Leute war. Überall nur Reisende und ihr Gepäck.

Zudem fuhr unser Zug von einer anderen Station und es gab bloss noch Tickets für die dritte Klasse. Aus diesem Grund haben wir uns den Bahnhof am Vortag kurz zeigen lassen und die wichtigsten Tipps im Lonely Planet nachgelesen.

Um 6.30 klingelt der Wecker, um 7.10 verlassen wir das Hotel besteigen ein Tuktuk, bekommen einen anständigen Preis und um 8.00 sind wir bereits am Bahnhof, wissen welches Gleis und sogar in welchem Wagen wir sitzen werden.

Keine Typen die uns zusätzliche Gebühren abluchsen wollen oder Gepäckträger welche uns wegen dem Gepäck bedrängen.

Der Wagen in welchem wir sitzen kann sicher nicht mit unserer SBB mithalten, aber man kann hat Platz und die Decke ist mit Ventilatoren ausgestattet.

Doch weit und breit sind wir die einzigen Touris was teilweise schon ungläubig aufgenommen wird und wir haben gelernt, dass Kopftücher durchaus ihre Vorteile haben. Vor allem gegen photographierende Stalker, wie wir sie häufiger treffen, können die ganz nützlich sein.

In Agra angekommen gehts ganz einfach zum Prepaid-Taxi, wo wir noch auf der Fahrt zum Hotel die üblichen Angebote erhalten: Taxi, Guide, Hotel, Weiterreise. Da wir das alles schon geklärt haben, ist es nach kurzer Zeit relativ still im Fahrzeug.

Das Hotel ist top und die ersten Leute die wir in der Lobby treffen sind aus …. „der Schwyz“. Klares Zeichen, dass wir zuviel bezahlen, aber es ist gemütlich und wir wollen hier nochmals ausspannen bevor es auf die Tour geht.

Agra hat ausser dem Taj Mahal nicht sehr viel mehr zu bieten. Da gibt es noch ein Fort Agra und ein anderes Taj. Danach ist schon ziemlich alles Sehenswerte durch.

Das Fort ist riesig und der Mogul Akbar, der das Teil bauen liess, hatte Geschmack. Muss an der Familie liegen, denn sein Enkel Shah Jahan war es, der das Taj Mahal in Auftrag gab. Das Grabmal für seine geliebte zweite Frau, welche bei der Geburt des 14. Kindes starb. Shah Jahan lebte bis zu seinem Tode im Fort, das letzte Jahr allerdings als Gefangener seines Sohnes. Ob es auch daran lag, dass er mit Opium-Pfeifchen rumexperimentiert hat wie sein Papa, können wir nicht abschliessend beantworten. Doch die Familie scheint sehr traditionsbewusst gewesen zu sein: Guter Geschmack und den Vater im Palast unter Hausarrest setzen.

Das spektakulärste am Fort war allerdings unser Guide. Der Typ hat mich mit seinem texanischen indisch Englisch echt umgehauen. Dazu kam auch noch der Gang von John Wayne. Einmalig! Hätte gerne eine Hörprobe aufgenommen und online gestellt. Aber das muss man live erlebt haben. Keine Ahnung wie er sich den Slang antrainiert hat, aber vielleicht erlebt J.R. mit der Serie „Dallas“ in Indien ja ein Revival?!

Dann noch kurz ins Taj Mahal um die Abendstimmung einzufangen. Ganz alleine waren wir ja nicht. Es gibt einige Regeln, die man beim Betreten beachten muss: Erst wird man gefilzt, dann der Rucksack gescannt und nach Lebensmitteln, Rauchzeug etc. durchsucht.

Handys und andere Geräte seien innerhalb auch nicht erlaubt, aber sogar mein Ipad durfte mit. Und ist dann mal die Sicht frei auf das weltweit meist photographierte Objekt (hab ich kürzlich gelesen), sieht man, dass nicht nur mein Handy rein durfte.

Ausserdem leide ich unter Trennungsschmerz. Meine Kamera hat sich verabschiedet, der Akku ist leer und ich schaffe es nicht das Ding aufzuladen. 🙁

Eine Akkuladung soll für bis 1’000 Bilder ausreichen und meiner ist nach 100 leer. Aber das letzte Bild ist das Taj Mahal, immerhin.

Nach diesem langen Tag haben wir uns vom Lonely Planet ein Restaurant Namens Dasaprakash vorschlagen lassen. Südindisches vegetarisches Essen und der heimlichen Hoffnung, dass ich mal an eine nicht so scharfe Mahlzeit komme.

Naja eine der 5 Saucen war übermässig scharf, aber der Rest echt der Hammer. Haben uns auch getraut hier mal frische Fruchtsäfte aus zu probieren. Essen und Getränke sind preislich sicherlich über dem Durchschnitt, aber man hat uns bei der Auswahl beraten und anschliessen gab es eine Anleitung, wie man das isst. Natürlich von Hand, aber unsere hungrigen Mägen haben uns schnell aufgeben lassen.

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