Monat: November 2012

Tag 23 – Panaji und Umgebung

Goa erinnert wirklich mehr an Europa, kaum Tuk Tuk und den meisten Verkäufern reicht ein «nein danke». Die Leute sprechen hier auch besser Englisch.

Mit unserer neu gewonnenen Mobilität entschliessen wir uns für eine Gewürzplantage. Und zwar eine die nicht so bekannt und überfüllt ist, sondern eher ein Geheimtipp.
Franziska – die einzige mit mitgebrachtem Führerschein – fungiert als Pilotin und ich mit meinen Gadgets als Navigator.
Dank der lokalen Nummer und dem 3GB Datenabo kann man hier auch Google-Maps verwenden. Also die Plantage auf den Radar und los gehts. Nicht sonderlich schwierig wenn man mal aus der Stadt raus ist. Es gibt nur wenige Strassen, aber dennoch ein paar Möglichkeiten sich zu verfahren existieren. Wir kommen aber auf Anhieb zum angepeilten Ort. Zu dumm, dass es nicht die Plantage ist, sondern etwa die Mitte des Ortes in dem die Plantage sein soll. (Man sollte wohl nicht davon ausgehen, dass Google überall über dieselbe Datenqualität verfügt wie in Europa oder den US and A.)

Egal, erst mal Pause machen und überlegen. Wir checken die Webseite und finden einen Plan, welcher uns aber nochmals 20 km weiter fahren liesse für den Geheimtipp. Das Risiko sich zu verfahren ist uns jedoch zu gross und so entschliessen wir uns für die eher touristische Plantage, die nur 5 km von unserem Standort entfernt sein soll. Auf einer Verbindungsstrasse zu einer anderen Ortschaft gehts links weg. Sollte auffindbar sein…
ausser für uns, selbst mit Hilfe von Einheimischen klappt es nicht und schliesslich geben wir die Suche auf. Mittlerweile brennt uns nämlich die Sonne ordentlich auf den Kopf und verpasst mir auf den 30 km Rückweg einen ordentlichen Sonnenbrand.

Da ich gestern beim Schoppen so grosse Beute gemacht hab, wollen wir unser Glück heute erneut versuchen. Zudem ist es angenehmer die heissen Stunden in klimatisierten Shops zu verbringen. In der Hoffnung, dass auch Franziska was für sich findet, suchen wir uns ein Shoppingcenter. Viel gibt es nicht, aber dennoch eine gute Auswahl, zumindest für die Männer.
Ich verlasse den Laden mit 2 neuen Jeans, 4 Hemden und dem Wissen, dass mein Rucksack nun einiges mehr wiegen wird. Franziska hat eine recht überschaubare Auswahl und findet wieder nichts. Aber draussen kommt auch sie noch zum Zug. An einem offenen Stand mit Shirts gibts das Passende für sie. Immerhin etwas.

Dann am Abend zieht es uns nochmals ins Kino. Der einzige Film der auch in Englisch läuft, ist Skyfall – der neue Bond. Uns egal, die 4 CHF sind es uns wert den Film nochmals zu schauen. Zudem haben wir bessere Plätze, da das Kino praktisch leer ist.

Tag 22 – Panaji

Hier in Goa scheinen die Temperaturen konstant hoch zu sein. So ist es am Morgen bereits angenehm warm und wir machen uns – in Anleitung von unserem Hausherrn – auf die Suche nach einer Motorroller Vermietung.

Motorroller-Fahren ist eine günstige Variante um voranzukommen und man ist flexibel und meistens schnell. Die Herausforderung ist jedoch den Fahrstil der Inder anzunehmen und gleichzeitig sich im Linksverkehr einzufügen. Da Beat seinen Führerschein zuhause hat, bleibt uns legalerweise nur die Option, dass ich mich ans Steuer wage. Ganz einfach fällt mir das nicht, auch da ich mit Beat auf dem Rücksitz mit dem Gleichgewicht hadere. Wir fahren ein bisschen in der Stadt umher und bald schon wagen wir uns auf die Hauptstraße. Unser nächstes Ziel: Dona Paula.

Dona Paula liegt etwas südlich von Panaji am Meer. Es heißt, dass sich Dona Paula hier von den Klippen in den Tod stürzte, weil sie nicht mit einem hiesigen Fischer verheiratet werden wollte.
Wir kommen aber hierher, um den Strand und ein Hotel zu begutachten, wo wir ein paar Tage relaxen und ein paar Tauch-Ausflüge starten wollen. 
Der Strand und das Hotel sind zwar in Ordnung, die Tauchschule würde uns auch passen, aber die Atmosphäre ist sehr touristisch. Wir wollen mal weiter schauen. 
Dazu ziehen wir uns in ein Café zurück und genießen ein paar Tassen richtigen Kaffee und informieren uns. Beat findet ein gemütliches Resort in Bogmalo, welches ein wenig abgeschieden ist. Am Bogmalo Beach gibt’s auch noch eine Tauchschule. Treffer – das nehmen wir!

Am Abend haben wir geplant zusammen in eines der zahlreichen Casinos zu gehen. Beat nimmt das gleich zum Anlass sich neu entzukleiden und geht ordentlich Shoppen! Vergleicht man die europäischen Läden mit denen von hier, sieht das geübte Shopping-Auge gleich: die Abteilung für Männer ist viel größer, wie die der Frauen. Teilweise gibt’s gar keine Kleider für Frauen. 🙁 Um mich ein wenig zu beschäftigen spiele ich die Modeberaterin/Mädchen-für-alles.

Tag 21 – Von Varanasi nach Panaji (Goa)

Heute fliegen wir von Varanasi über Mumbai in den Bundesstaat Goa. Nach all dem Herumreisen wollen wir uns im tropischeren Teil Indiens ein paar gemütliche Tage gönnen.

Früh am Morgen macht sich Beat alleine auf den Weg. Er will die Stimmung nochmals erleben und hofft auf eine rituelle Verbrennung. 
Mit den Details verschont er mich, aber soviel ist klar, es verläuft anders wie bei uns…

Immer noch früh am Morgen treffen wir uns dann auf einen Chai Tea (Masala Tea) am Assi Ghat, das sozusagen vor unserer Haustüre liegt. Gemütlich können wir uns auf den Stufen eines improvisierten Café’s niederlassen und dem Treiben der indisches Gläubigen, den Touristen und den noch wenigen Verkäufern zuschauen. Wir haben Glück: Unser Chaiwala (Chai Verkäufer) scheint ein herzensguter Mensch zu sein, denn er gibt Armen gratis Chai ab und füttert zudem die herumstreunenden Hunde mit Kecksen. Auch sonst ist es recht unterhaltsam. Bald schon sind wir umgeben von jungen Indern, die entweder nur Chai trinken oder von solchen, die sich mit uns unterhalten wollen. Ich für meinen Teil, muss da aufpassen, dass mir nicht noch meine Uhr angeschwatzt wird.

Kurz nach 8 Uhr verlassen wir mit einem Lächeln auf den Lippen Varanasi und fahren per Tuktuk zum 20km entfernten Flughafen. (Die Fahrt dauert knapp eine Stunde!)

Unsere beide Flüge, die zwischen einer und zwei Stunden dauern, hatten jeweils mehr als eine Stunde Verspätung. Unser vorläufiges Fazit: von 2x Zugfahren > 1 Verspätung; 2x Fliegen > 2 Verspätungen.

Angekommen in Flughafen Dabolim (Goa) steigen wir in einen Bus ein, der uns zur Ankunft bringen soll. Es ist sehr warm, der Bus ist voll und hat keine Klimaanlage. Wir fragen uns also, wann wir losfahren und wir lange die Fahrt wohl dauert. Kaum geht’s los, ist die Fahrt auch schon zu Ende: 50m weiter – hinter dem Flugzeug – befindet sich die Ankunft. 🙂 
Bald darauf sitzen wir im Prepaid Taxi und lassen uns nach Panaji, der Hauptstadt des Bundesstaates Goa fahren.

Goa wirkt auf uns viel gemächlicher, sauberer und auch ein gewisser Wohlstand lässt sich erahnen. Auch auffällig: Hier wird viel weniger gehupt. Wellness für unsere Ohren. 🙂

Vor dem Guesthouse erwartet uns schon unser Hausherr. Kurz nachdem wir uns eingerichtet haben, lädt er uns auf eine kurze Rundfahrt zur Orientierung ein und zeigt uns ein gutes Restaurant, wo wir essen können.
Nach dem Abendessen wollen wir uns zu Fuß auf den Heimweg machen. Beat macht jedoch noch den Vorschlag fürs Kino – der neue James Bond läuft im Kino unweit von uns. Kaum vorgeschlagen ruft unser Hausherr an und bietet sich an, uns abzuholen. Das können wir kaum abschlagen :-). Er bringt uns zum Kino und wir kriegen noch zwei der letzten freien Plätze!

Ein langer Tag geht zu Ende.

Tag 20 – Varanasi

Da hier die Tage scheinbar früher beginnen und auch enden, haben wir uns zu einem Early-Morning-Walk entschieden. Den Wecker auf 5 Uhr gestellt und dann um 6.30 tatsächlich aufgestanden und raus an den Ganges.
Bisher hat uns Varanasi ja bezüglich Spiritualität und Religion ziemlich enttäuscht. Aber am Morgen wenn die Motoren noch nicht warmgelaufen sind und die ganzen Schlepper noch nicht da sind, ist es hier ein ganz anderer Ort.

Unzählige Menschen die an den Ganges strömen und hier ihre Rituale abhalten. Alles scheint mystisch und die Inder beachten uns (die rumschwirrenden Touris) nicht im geringsten. Das macht es umso authentischer.
Wir schlendern den Ghats entlang und setzen uns mehrmals hin, um das Schauspiel zu betrachten. An einem Ort baden die Leute im Ganges, einige Meter weiter wird ein neues Boot gebaut, dann wieder badende Menschen, danach Wäsche-waschende Leute und irgendwo dazwischen werden noch Verstorbene verbrannt. Ein buntes Bild ohne erkennbare Struktur, wie es scheint.

Irgendwo entschliessen wir uns doch nochmals eine Runde mit dem Boot zu machen. Diesmal aber in eine Richtung, wo wir bislang noch nicht waren. Unser Mann macht einen fairen Preis, dennoch seine Passagiere bleiben wachsam. 🙂
Diesmal ohne Motor geht es Fluss abwärts, bis zum Manikarnika Ghat. Dies ist wohl das Spannenste. Hier werden während 24h Verstorbene rituell verbrannt und die Asche danach dem Ganges übergeben. Unglaublich wie viel Holz hier angekarrt oder geschippert wird. Selbstverständlich gibt es verschiedenes Holz für verschiedene Bedürfnisse.
Wir kommen gerade rechtzeitig an um zu erleben, wie zwei Feuer entzündet werden. Frauen sind hier nicht erlaubt und auch sonst sind nicht viele Menschen da, wenn man von den Touris und den männlichen Angehörigen absieht. Zu den Touris werden übrigens auch Inder aus dem Süden gezählt. Wir können den Zeremonien einige Zeit beiwohnen und werden ebenfalls kaum beachtet, da wir uns ja auf dem Fluss befinden.
Danach gehts zurück und unser Steuermann bringt uns sicher und mit Verspätung zum Ausgangspunkt. Es stellt sich heraus, dass es wirklich ein faires Geschäft war, obwohl die Tour etwas überzogen hat, wird nicht mal versucht mehr herauszuschlagen.

Auf dem Rückweg gehts dann ins Aum Cafe, ein Restaurant, welches von einer Amerikanerin geführt wird. Hier erlauben wir uns auch mal wieder den Genuss von Kaffee, geschnittenen Früchten und einem eilosem Omelett. Fazit: Kaffee flop, Essen top.

Franziska überrascht mich dann noch mit einem buddhistischen Ort hier rund um Varanasi. In Sarnath soll Buddha seine erste Lehrrede gehalten haben, nachdem er seine Erleuchtung erlangt hat. Da der Teilzeit-Buddhist in mir sich ein wenig auskennt, kommen mir Zweifel auf, denn der Ort seiner Erleuchtung ist wohl an die 10 Stunden mit dem Zug entfernt. Aber tatsächlich, Wikipedia ist derselben Meinung. Wir schnappen uns also ein Tuk Tuk und fahren die 10 Km zu dem Ort.

Nun zu Buddhas Zeiten gab es hier bloss einen Wildpark. Aber mit der Zeit entstanden Klöster und eine riesige Stupa. Und das Meiste würde wohl noch stehen, wenn im 12. Jahrhundert nicht ein andersgläubiger Nachbar die ganze Gegend zerstört hätte.
Schon erstaunlich wie sich dieselbe Geschichte, an verschiedenen Orten ohne Zusammenhang wiederholen kann.

Die Tour dauert länger als gedacht und wir erleben auf dem Rückweg sowas wie eine Rush-hour. Das spirituelle Feeling vom Morgen ist eine schwache Erinnerung. Hier war keiner am Ganges, oder es verleiht ihnen ein Gefühl von Unbesiegbarkeit. Jeder fährt als wär sein Fahrzeug ein Panzer. Sobald sich irgendwo eine kleine Lücke auftut, gehts mit Vollgas in die Richtung, auch wenns nur ein Meter ist. Jemandem den Vortritt lassen? Nur wenn «sein Panzer» grösser ist, sonst kommt das gar nicht in Frage. Wer kleiner ist, hat verloren.
Ich nehme irgendwann mein Knie, welches leicht aus dem Tuk Tuk schaut, wieder rein und bin froh darüber, denn ich hätte jetzt mindestens eine Beule, so knapp bemessen ist der Abstand zu anderen Fahrzeugen.
Was mich aber erstaunt, wenn mal einer so richtig austickt und verbales Vollgas gibt, den Angesprochenen lässt sowas kalt. Nicht mal ein Zucken mit der Wimper, geschweige denn ein «häsch Problem, Mann!». Absolut nichts! Das wiederum verdient meine volle Bewunderung für die Indische Coolness.

Tag 19 – Varanasi

Ausgeruht, aber noch nicht topfit gehen wir heute gegen 8 Uhr auf die Suche nach Frühstück resp. nach einem richtigen Kaffee. Im Café ‹Open Hands› finden wir einen gemütlichen Ort, wo uns kein Instantkaffee serviert wird sondern Filterkaffee. Für uns also ein Fortschritt. 🙂

Danach geht’s zu Fuss weiter auf Erkundungstour.

Varanasi ist laut, voll und nicht gerade geruchsneutral. Aber für Hindus ist es einer der heiligsten Orte. Der Ort, wo man seine Seele in ‹Mutter Ganges› reinigen kann, an dem man sterben und kremiert werden möchte, um im nächsten Leben auf eine höhere spirituelle Ebene zu gelangen oder den Kreislauf der Wiedergeburt verlassen lässt.
Für mich ist es jedoch zur Zeit nur eine andere laute und touristische Stadt, und auch die badenden und betenden Inder ändern dieses Bild noch nicht.

Nach zahlreichen Strassen und Gassen gelangen wir an eine der vielen Ghats. Auch hier ist es nicht ruhig, besinnlich und sauber – so stelle ich mir einen heiligen Ort vor: Auf dem Nachbars-Ghat wird die Kremationstätte gerade gereinigt, an unserem Ghat sitzen Inder und Touris und auf der anderen Seite werden wieder Bootsausflüge am Laufband feilgeboten.
Wir laufen zurück zum Hotel, da nach 10 Uhr bereits die Hitze drückt.

Am Nachmittag geht’s weiter zu einer Tempel-Besichtigung. Der Rikschafahrer, mit dem wir fahren, versucht bereits zu Anfang Eindruck zu machen: Nach knapp 200m hält er an und kramt hinter unserem Rücken herum. Er zieht ein Buch hervor und beginnt zu blättern. Durch diverse Berichte von seinen Kunden aus aller Welt will er uns beweisen, wie super es ist mit ‹Bully› (so heißt er) in Varanasi unterwegs zu sein. Dann versucht er natürlich das Übliche: uns zu einer Rundfahrt inkl. Shop-Besichtigung zu bewegen. Wir sagen strickt ’nein› und lassen uns vor dem ‹New Vishwanath Temple› absetzten. 
Der Tempel ist neuer, aber nicht sonderlich schön und erinnert mit seiner einfachen kantigen Form eher an ein funktionelles Gebäude. 
Also lassen wir uns von Bully zurück fahren und starten zur ersten Bootstour. Aber zuerst müssen wir noch ein passendes Angebot finden. Unser Richtwert ist für eine Stunde ungefähr ab 100 Rupien. Der Erste will das 3-fache. Er scheint sich nicht so schnell runterhandeln zu lassen. Den Nächten können wir für 300 Rupien für 45 Minuten buchen. Also geht’s los im Motorboot.

Ich glaube Varanasi ‹by boat› ist ein MUST: Man kann sich viel ungestörter fortbewegen, genießt meisten freie Sicht auf die Ghats und auch das schnurren oder besser rumpeln des Motors hat was für sich. 🙂 
Doch als wir entdeckten, dass wir bereits nach einer viertel Stunde den Rückweg antreten, wurden wir unruhig. Nach knapp 30 Minuten legten wir wieder beim Assi Ghat an. Ganz klar für uns, dass wir nicht den ganzen Betrag bezahlen würden. 
Natürlich ließ dies der Captain unserer kleinen Nussschale nicht einfach durchgehen. Eine längere Diskussion zwischen Beat und ihm entbrannte. Da der Junge nicht seinen Chef holen wollte, nahm er schließlich die 250 Rupien an.

Voller Elan stellen wir uns kurz danach der Verhandlung mit den Rikscha-Wallas und den Tuktukfahrern, die uns ins Stadtzentrum bringen sollten. Nach kurzer Zeit gelangten wir zur ‹Dasaswamehd Ghat Road› und fanden uns mitten in der proppenvollen indischen Einkaufsmeile wieder. Wahrscheinlich eher als Fußgängerzone geplant, aber das heißt ja nicht, dass nicht auch Motorräder durch kommen?! Also wird wieder gehupt wie die Weltmeister. (Also, wer das Gehupe der Italiener nach einem gewonnenen Fussballmatch nicht beträgt, den würde Indien sicherlich in die Verzweiflung treiben.)
Am ‹Main Ghat› angekommen tummeln sich Stunden vor der eigentlichen Prozession schon Unmengen Menschen und wir verschieben den Besuch auf den morgigen Tag. Gemütlich laufen wir den Ghats entlang und dann durch die Gassen zurück zum Guesthouse – naja auf halber Strecke nehmen wir eine Rikscha – und gehen in der Nähe essen.

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