Monat: Oktober 2012

Tag 7 – Pushkar

Ein kleines – nennen wir es Dorf – irgendwo in der Pampa. Das spezielle ist ein heiliger See in der Mitte des Dorfes. Ihm werden wahre Wunder nachgesagt. Zudem gibt es noch echte praktizierende Brahmanen. Die höchste aller Kasten, wem das Kastensystem der Inder etwas sagt.

Nun schon im Lonely Planet wird von Jungs gewarnt die Blumen verteilen. Unser Fahrer erwähnt dann auch, dass gelegentlich ziemliche Preise in Form von „freiwilligen Spenden“ eingefordert würden.

Da wir mittags ankommen und ziemlich ausserhalb übernachten, entschliessen wir uns für einen Spaziergang ins Downtown. Keine 200 Meter vom Hotel entfernt kommt dann schon das erste Motorrad angerollt und oh wunder der Fahrer bringt Blüten mit. Da er aber äusserst sympathisch daher kommt, lassen wir uns darauf ein. Wir sind beide gespannt, was passieren wird. Erst kriegen Franziska und ich eine für uns persönlich und eine weitere, um sie zum See zu bringen. Dann geschieht das Unerwartete: Der Typ fährt weg, ohne auch nur ansatzweise eine Rupie zu verlangen. Erstaunt und etwas eingeschränkt, da wir ja nun in einer Hand zwei Blüten tragen, setzen wir unseren Weg fort.

Zufälligerweise treffen wir den Blümchen-Verschenker unterwegs nochmals und er erzählt uns noch etwas über den heiligen Berg, der ebenfalls schon Menschen geheilt hat. Aber noch immer kein Wort über Geld. Wir besorgen noch etwas Wasser und treffen auf unseren Fahrer der uns dann ins Stadtzentrum bringt. Wir wollen jetzt erst zum See, um unsere von Blüten besetzten Hände wieder frei zu bekommen. Bei der Abfahrt fällt mir ein Typ auf an dem wir vorbeifahren, weil er eine Geste zum Fahrer macht. Als wir dann nach ca. 500 Metern aus dem Auto aussteigen steht der Typ von vorhin bereits da.
Nun ist klar, da hat sich eine Gruppe von ca. 4 Jungs an uns geheftet und führt uns wie zufällig zum See. Immer ein anderer der uns leitet und schön fernab der Hauptstrasse.

Dann geht alles ziemlich schnell; Am See angekommen werden wir von einem Brahmanen in Empfang genommen und gleich getrennt, da wir nicht verheiratet sind. Wir beide erfahren, dass dies ein heiliger See ist, zu welchem Pilger aus ganz Indien anreisen. Wir brauchen aber nicht ein Bad zu nehmen, es reicht wenn die Hände benetzt werden. Enttäuscht bin ich darüber nicht, denn heiliges Wasser bedeutet nicht zwingend, dass es sauber ist.

Jedenfalls darf ich ein paar Mantras aufsagen und auch eines für meine Familie. Dadurch wird unser aller Karma gereinigt. Restlos! Dass dies nicht ganz gratis sein wird, war uns schon vorher klar, aber was dann folgte erinnerte mich mehr an Syntology als an ein heiliges Ritual. Ich sollte eine Summe nennen, welche pro Familienmitglied multipliziert die geforderte Spende sein. Das wäre ja noch gegangen, aber wie dies platziert wurde, es glich mehr einer Gehirnwäsche als einem Ritual. Vielleicht eine rituelle Gehirnwäsche?
Die Spende wurde gleichgesetzt mit dem Glück, welches man seiner Familie wünscht. Grosse Spende, grosses Glück und kleine Spende, tja vermutlich war dann das Herz nicht offen genug und die Aktion würde im Nirvana für ungültig erklärt?

Mein Selbstschutz wurde dadurch aktiv und ich hab dem Priester höflich aber verständlich erklärt, dass ich mich in der momentanen Lage sehr unangenehm fühlen würde. Nach einem weiteren Versuch mit von einer ordentlichen Spende zu überzeugen, hat er wohl auch verstanden, dass es eher auf eine Null-Runde rausläuft, wenn er weitermacht wie geplant.
Dieser Geschäftssinn hat uns dann zu einer Einigung gebracht, 500 Rupien Spende + 100 für den Priester was ca. 12 CHF entspricht.
Franziska hat sich ebenfalls nicht bekehren lassen und hat denselben Betrag übergeben. Wie wir später erfahren, sind wir damit recht glimpflich davongekommen. Einem älteren Ehepaar aus den USA wurden auf die 5000 Rupien abgeknöpft.

Die Erfahrung war es allemal wert und ausserdem durften wir so Fotos machen, was normalerweise nicht erlaubt ist, wie man auf einem Bild erkennen kann 🙂
Wir haben ausserdem erfahren, dass die Spenden sinnvoll angelegt werden. Es werden mehrere Schulen damit unterstützt und es kommt auch dem Dorf zugute.
Einzig die Art und Weise wie es gehandhabt wird, ist nicht gerade von Nächstenliebe geprägt.

Das Dorf hat aber noch mehr zu bieten. Obwohl für Indien klein, scheint es ein Treffpunkt für Aussteiger aus dem Westen. Einige davon tuckern mit fetten Bikes durchs Dorf, die man hier mieten kann. Hat den Touch einer Dorf-Gang – auch wenn das Dorf bloss ca. 1 km lang ist 🙂

Kulinarisch findet man auch hier einiges angeboten. Wir bleiben bei indisch und beschliessen den Abend auf einer Dachterrasse und schmunzeln über die heutigen Ereignisse.

Tag 6 – Jaipur

Da wir nochmals eine Nacht in Jaipur bleiben, können wir uns Zeit lassen. Auch gar nicht so schlecht, mir geht es noch nicht wirklich besser, aber Franziska ist schon wieder munter.

Erst mal ab in die frühere Hauptstadt Amber und dem dazugehörenden Fort Amber. Ziemlich eingekesselt liegt diese Stadt in einem Tal neben Jaipur.

Im alten Königspalast kann man sich mehr oder weniger frei bewegen, zumindest wenn man sich darin zurechtfindet. Nichts mit europäischer Architektur und symmetrischen Gängen und Treppen. Überall tauchen neue Wege auf die noch weiter in den Palast reinführen oder noch ein paar Stockwerke weiter hoch.

Speziell das kunstvolle Spiegel-Mosaik mit der ein Gebäudeteil verziert wurde. Malereien gibt es nur wenige, die letzte Restauration ist wohl schon länger her.

Danach kurz für ein paar Schnappschüsse beim Wasserpalast stoppen. Dieser ist noch immer im Besitz der königlichen Familie, aber nicht mehr bewohnt. Sicher ein prima Standort für ein Touri Hotel, aber eine endgültige Bleibe?

Auf die Frage was die königliche Familie denn noch so zu tun hat, antwortet unser Fahrer: „No Power, still rich“, also werden keine Kriege mehr im Namen des Maharajas geführt, aber es gibt genug Geld, um in einem Palast zu leben.

Dafür gibt es im City-Palast genügend Platz. Er befindet sich mitten in Jaipur und wird noch bewohnt. Der Palast darf besichtigt werden und man erfährt dabei einige Dinge über die Royal Familie, aber nicht viel mehr als unser Lonely Planet nicht auch wüsste.

Danach brauch ich erst mal eine Pause von den Strapazen und will mich hinlegen. Franziska macht sich dann zwecks Textilberatung mit unserem Fahrer auf, um mehr über Seide/Nicht-Seide zu erfahren. Die Jagd ist erfolgreich und wir haben ein Plus von 4 Schals im Gepäck. (Einer für mich, yeah!)

Am Abend gehts mir auch wieder einigermassen besser und somit wage ich mich aus dem Hotel, um einen Happen zu essen. Das Restaurant, welches wir aussuchen sieht super aus, also nichts wie rein. Drinnen werde ich erst mal an einen „Männertisch“ entführt und krieg meinen ersten indischen Whiskey. Das Angebot abzulehnen wäre wohl eine Beleidigung im Quadrat und ausserdem will ich ja auch etwas mehr über die Leute erfahren. Selbsterklärend, dass „just a little Drink“ nicht demselben Mass entspricht, wie bei uns üblich, aber was tut man nicht alles im Namen der Kulurförderung 🙂

Nachdem ich den halben Familienstammbaum der Jungs präsentiert bekomme (glücklicherweise gehören alle irgendwie zusammen), erfahre ich, dass das Restaurant in dem wir sitzen, auch einem Bruder gehört und eigentlich noch gar nicht eröffnet wurde. Wahrscheinlich sind wir daher die einzigen Gäste – neben der Familie.

Dann werden noch die Händy-Nr getauscht und mein neuer bester Freund oder Bruder was wir jetzt sind, möchte er mich kurz noch zu sich nach Hause bringen. Sehr enttäuscht bin ich nicht als er das Motorrad seines Neffen nicht kriegt, der nun auch noch aufgetaucht ist, denn mein Bruder hat ordentlich was gegen seinen Durst getrunken.

Franziska konnte während meiner Verbrüderung, dann den wesentlichen Teil erledigen und mir eine Ausrede verschaffen, zu ihr an den Tisch zurückzukehren. Sie hat was für den Magen bestellt und wie sie das hat. Lauter leckere Sachen, noch nie davon gehört und auch wenn das Restaurant noch nicht in Betrieb ist, in Sachen Futter haben sie was drauf.

Da meine Kamera ja den Geist aufgegeben hat, hab ich mein Ipad immer griffbereit. Wo immer es die Internet Leitung zulässt, werden wir ein paar Bilder veröffentlichen.

Tag 5 – Von Agra nach Jaipur

Heute trafen wir unseren Fahrer Gulab wieder. Gerädert aber transportfähig gings los.

Nach knapp einer Stunde machten wir Zwischenstation in ‚Fatepur Sikri‘, der ersten Hauptstadt des Mogul Akbar. Die Anlage ist wirklich groß und beinhaltet neben der Moschee auch den ehemaligen Palast. Wir starteten in der Moschee, wo man auf Schritt und Tritt von tüchtigen Verkäufern und verkannten Reiseführern verfolgt wird.

Ein ‚Guide‘ heftete sich so penetrant an uns und versicherte, dass er nicht nach Geld fragen wird, dass wir es einfach mal austesten mussten. Also ließen wir uns von ihm führen. Nach knapp einer halben Stunde waren wir mit der Moschee durch und es zeigte sich, wie einfach das Spiel geht: Er hätte uns nun alles gezeigt und wenn wir uns dadurch besser fühlen, können wir ihm etwas geben. *lach* Na, und weil uns schließlich wirklich das schlechte Gewissen plagen würde, gabs 50 Rupien (umgerechnet ~ 1 CHF).
Für den Palast selbst reichte dann die Zeit und unsere Kondition nicht mehr aus. Mit einer hartnäckigen Postkarten-verkaufenden Gruppe Kinder im Nacken verließen wir Fatepur Sikri.

Weiter gings nun nach Jaipur – The Pink City.
Im Hotel angekommen hieß es für uns Bettruhe. Und die hatten wir nötig.

Nach ein paar Stunden Schlaf erkundeten wir unserem Stadtteil zu Fuß und mussten schnell feststellten, dass es hier genauso laut war, wie bisher überall. 🙂
Nach einem guten Glas Chai suchen wir in der Innenstadt nach einem Elektronik Geschäft, welches für Beat Casio Kamera ein Ladegerät verkauft. Fehlanzeige. Dafür wurden wir auf dem Rückweg bezüglich einheimischer Kost fündig: wir schnappten uns ein paar ‚Probiererli‘ von indischen Süßigkeiten, die wie am Abend im Zimmer verköstigen. Mmmmmh!

Tag 4 – Agra

In aller Frühe – naja es wurde doch 7 Uhr – wollten wir heute das Taj Mahal bei Morgenlicht in Augenschein nehmen – und natürlich ablichten. Obwohl die meisten potentiellen Besucher wahrscheinlich noch beim Frühstück saßen, mussten die Ellenbogen ausgefahren werden, damit man sich einen der begehrten Plätze zum fotografieren angeln konnte.

Dafür konnten wir es uns für einige Minuten auf einem der Bänke gemütlich machen und dieses Monument in aller Ruhe auf uns wirken lassen. Ich glaube, die Wirkung kann auf einem Foto nicht festgehalten werden, obwohl es abertausende probieren. (Ich natürlich inkl.)

Als nächste Station besichtigten wir das ‚Baby Taj‘ (Itimad-Ud-Daulah). Wie der Name schon sagt, ist es eine kleinere Ausgabe vom Taj Mahal, wurde aber einige Jahrzehnte früher gebaut. Es kann sich weder in der Größe noch in der Popularität mit dem Taj Mahal messen, aber dennoch ist es überaus schön und grazil. Und sein Vorteil: nicht so überlaufen von Touristen.

Unser Tuktuk Fahrer brachte uns danach zum Bahnhof Agra City. Dort besuchten wir einen einheimischen Markt – den Kinari Bazaar. Die Hitze, der Lärm und das Gewirr von Menschen ( die einen stets anstarren) ließen uns bald aufgeben und die Flucht ergreifen.

Deshalb entschlossen wir uns in einem vom Lonely Planet empfohlenen Marmor Kaufhaus (Subhash Emporium) nach den ersten Souvenirs umzusehen. Prompt liefen wir in eine Demonstration für eine Reisegruppe rein. Beat reagierte schnell und deutete an, dass wir nicht zur Gruppe gehören und somit nicht bei der Demo zuschauen wollen. Danach wurden uns wunderschöne und filigrane Stücke vorgeführt und erklärt, da wir nicht zur Reisegruppe gehören, würde unser Preis auch nicht treuer ausfallen. Ha! Da haben wir’s wieder…die Kaffeefahrtgesellschaft zählt automatisch die Provision des Guides mit. Wir verließen das Kaufhaus mit leeren Händen.
Unser Rikschafahrer wartete draußen, in der Hoffnung wir hätten was gekauft und er erhalte nun die Vermittlungs-Provision. Nichts da! Aber zurück Richtung Hotel fuhren wir mit ihm, und versuchten die nächsten Besorgungen zu Fuß zu machen. Beat brauchte noch Passfotos für seine indische Telefonnummer (Internet und lokale Anrufe) und ich wollte einen schönen Schal – man kann nie zu viele davon haben 😉

Beim Verkaufsgespräch in einem kleinen Laden wurden sofort alle möglichen Farben und Stoffe ausgepackt. Das löst ein ungutes Gefühl aus, da preislich noch gar nichts bekannt ist und auch nicht klar ist, ob die Dinger ‚echt‘ sind. Klar ist nur, verhandeln muss man, und frech sein dazu. Wir spielen ‚Guter Cop, böser Cop‘ und drohen immer mit dem gehen. Als die Jungs uns dann die Favoriten bereits einpacken, obwohl noch kein Preis vereinbart ist, ist klar – die wollen den Deal zu Ende bringen. Das war uns auch recht. Wir bekamen sie u ungefähr zur Hälfte des ’normalen‘ Preises.

Auf dem Rückweg schloss Beat noch das Prepaid Abo ab und wir gingen erschöpft ins Hotel zurück. Kaum im Zimmer angelangt, klingelte das Handy (indische Nummer)…Beat hatte seinen Pass im Shop vergessen. Glück braucht der Mensch! Es wäre sicherlich aufgefallen, aber wahrscheinlich erst beim nächsten Hotel. Pub!
Auf dem Weg in die Altstadt holen wir den Pass ab und gingen in Quartier ‚Taj Ganj‘ auf der Dachterrasse des Restaurants ‚Taj Cafe‘ essen.
Ganz ungeschoren kommen wir jedoch hier nicht davon…der ständige Wechsel zwischen Hitze und klimatisierten Räumen fordert ihren Tribut: wir beide werden das erste Mal krank.

Tag 3 – Von Delhi nach Agra

Diesem Tag haben wir mit etwas Bangen entgegen geschaut. Jemand hat uns gestern erzählt, dass bei ihrer Reise nach Agra vor dem Bahnhof alles voller Leute war. Überall nur Reisende und ihr Gepäck.

Zudem fuhr unser Zug von einer anderen Station und es gab bloss noch Tickets für die dritte Klasse. Aus diesem Grund haben wir uns den Bahnhof am Vortag kurz zeigen lassen und die wichtigsten Tipps im Lonely Planet nachgelesen.

Um 6.30 klingelt der Wecker, um 7.10 verlassen wir das Hotel besteigen ein Tuktuk, bekommen einen anständigen Preis und um 8.00 sind wir bereits am Bahnhof, wissen welches Gleis und sogar in welchem Wagen wir sitzen werden.

Keine Typen die uns zusätzliche Gebühren abluchsen wollen oder Gepäckträger welche uns wegen dem Gepäck bedrängen.

Der Wagen in welchem wir sitzen kann sicher nicht mit unserer SBB mithalten, aber man kann hat Platz und die Decke ist mit Ventilatoren ausgestattet.

Doch weit und breit sind wir die einzigen Touris was teilweise schon ungläubig aufgenommen wird und wir haben gelernt, dass Kopftücher durchaus ihre Vorteile haben. Vor allem gegen photographierende Stalker, wie wir sie häufiger treffen, können die ganz nützlich sein.

In Agra angekommen gehts ganz einfach zum Prepaid-Taxi, wo wir noch auf der Fahrt zum Hotel die üblichen Angebote erhalten: Taxi, Guide, Hotel, Weiterreise. Da wir das alles schon geklärt haben, ist es nach kurzer Zeit relativ still im Fahrzeug.

Das Hotel ist top und die ersten Leute die wir in der Lobby treffen sind aus …. „der Schwyz“. Klares Zeichen, dass wir zuviel bezahlen, aber es ist gemütlich und wir wollen hier nochmals ausspannen bevor es auf die Tour geht.

Agra hat ausser dem Taj Mahal nicht sehr viel mehr zu bieten. Da gibt es noch ein Fort Agra und ein anderes Taj. Danach ist schon ziemlich alles Sehenswerte durch.

Das Fort ist riesig und der Mogul Akbar, der das Teil bauen liess, hatte Geschmack. Muss an der Familie liegen, denn sein Enkel Shah Jahan war es, der das Taj Mahal in Auftrag gab. Das Grabmal für seine geliebte zweite Frau, welche bei der Geburt des 14. Kindes starb. Shah Jahan lebte bis zu seinem Tode im Fort, das letzte Jahr allerdings als Gefangener seines Sohnes. Ob es auch daran lag, dass er mit Opium-Pfeifchen rumexperimentiert hat wie sein Papa, können wir nicht abschliessend beantworten. Doch die Familie scheint sehr traditionsbewusst gewesen zu sein: Guter Geschmack und den Vater im Palast unter Hausarrest setzen.

Das spektakulärste am Fort war allerdings unser Guide. Der Typ hat mich mit seinem texanischen indisch Englisch echt umgehauen. Dazu kam auch noch der Gang von John Wayne. Einmalig! Hätte gerne eine Hörprobe aufgenommen und online gestellt. Aber das muss man live erlebt haben. Keine Ahnung wie er sich den Slang antrainiert hat, aber vielleicht erlebt J.R. mit der Serie „Dallas“ in Indien ja ein Revival?!

Dann noch kurz ins Taj Mahal um die Abendstimmung einzufangen. Ganz alleine waren wir ja nicht. Es gibt einige Regeln, die man beim Betreten beachten muss: Erst wird man gefilzt, dann der Rucksack gescannt und nach Lebensmitteln, Rauchzeug etc. durchsucht.

Handys und andere Geräte seien innerhalb auch nicht erlaubt, aber sogar mein Ipad durfte mit. Und ist dann mal die Sicht frei auf das weltweit meist photographierte Objekt (hab ich kürzlich gelesen), sieht man, dass nicht nur mein Handy rein durfte.

Ausserdem leide ich unter Trennungsschmerz. Meine Kamera hat sich verabschiedet, der Akku ist leer und ich schaffe es nicht das Ding aufzuladen. 🙁

Eine Akkuladung soll für bis 1’000 Bilder ausreichen und meiner ist nach 100 leer. Aber das letzte Bild ist das Taj Mahal, immerhin.

Nach diesem langen Tag haben wir uns vom Lonely Planet ein Restaurant Namens Dasaprakash vorschlagen lassen. Südindisches vegetarisches Essen und der heimlichen Hoffnung, dass ich mal an eine nicht so scharfe Mahlzeit komme.

Naja eine der 5 Saucen war übermässig scharf, aber der Rest echt der Hammer. Haben uns auch getraut hier mal frische Fruchtsäfte aus zu probieren. Essen und Getränke sind preislich sicherlich über dem Durchschnitt, aber man hat uns bei der Auswahl beraten und anschliessen gab es eine Anleitung, wie man das isst. Natürlich von Hand, aber unsere hungrigen Mägen haben uns schnell aufgeben lassen.

Tag 2 – New Delhi

Heute hatten wir unseren eigenen Fahrer, da wir uns für eine Rajastan Tour Extended entschieden haben. Wir werden Rajastan per Auto bereisen. Etwas widerwillig, da wir ja auf Luxus möglichst verzichten wollen.

Jedenfalls haben wir den Fahrer für einen Schnuppertag bekommen und das just eine Stunde bevor wir an einen zweistündigen Walk durchs New Delhi Bahnhofsquartier teilnehmen wollten. Planung ist das halbe Leben – aber was solls, man soll uns die Schweizer Mentalität nicht gleich auf Anhieb ansehen 🙂

Der Salaam City Walk wird von einer Organisation durchgeführt, welche sich um verloren gegangene oder gestrandete Kinder kümmert. Sie sorgt für Kinder im Alter von 6 bis 18 Jahren indem sie diesen Nahrung sowie ärztliche Versorgung zur Verfügung stellt. Freitags dürfen die Kinder auch mal in die Flimmerkiste starren.

Oder sie entscheiden sich dafür in einem Heim nach gewissen Regeln zu leben. Als Lockangebot dürfen sie da jeden Tag in TV gucken.

Die Gründe warum die Kinder ihr zuhause verlassen, sind genauso abenteuerlich wie die Reise selbst. Von prügelnden und alkoholsüchtigen Eltern mal abgesehen ist es bei den Jungs der Wunsch als singender und tanzender Bollywood-Star über die Leinwand zu schnulzen. Die Mädels zeigen sich hier eine Spur erwachsener. Sie laufen weg, weil der Papa die Mitgift wohl nicht aufbringen kann und will der Familie so die Schmach ersparen.

Jedenfalls kriegt man auf der Tour einiges zu Gesicht und auch vor die Linse, obwohl wir nicht überall fotografieren dürfen. Alleine würde man sich in den engen Gassen völlig verirren. Ausserdem fühlt man sich als Tourist nicht sonderlich wohl, denn es wirkt alles heruntergekommen, schmutzig und von Abfall überdeckt. (Zumindest wenn man noch 48 Stunden vorher die Bahnhofstrasse in Zürich gesehen hat.)

Ganz so schlimm ist es dann aber doch nicht. Die Leute die hier Leben scheint es jedenfalls nicht zu stören. Und wir können so einen Blick auf die Armut werfen, die sich in den Gassen hinter den Backpacker Lodges abspielt

Die grösste Ernüchterung ist wohl die, dass es kaum einen Ausweg aus diesem Sumpf gibt. Wohl nur natürlich für uns Schweizer, zu überlegen wie man das anstellen könnte. Etwas sparen, um sich irgend ein kleines Business leisten zu können. Dann weiter sparen bis zum dicken Bankkonto (oder natürlich Postkonto). Aber genau da scheitert es. Wer auf der Strasse lebt hat kein Konto und kriegt auch keins. Alles was gespart wird, ist am Morgen nicht mehr da. Also leben sie von Tag zu Tag und falls am Abend noch was übrig ist, dann wird es in Dinge investiert die sicher nicht der Gesundheitsvorsorge dienen.

Dank dem Salaam Baalak Trust bleibt dies so manchen Kindern erspart. So wird uns am Ende der Tour dann auch ein kleines Happy End beschert. Fünf Erfolgsgeschichten von ehemaligen Kindern die durch das Heim ein neues Leben starten konnten. Von Studium, über professionelle Ausbildung zum Fotografen mit Ausstellung in New York bis zu einer Rolle in einem Bollywood-Film

Nach dem Haufen Informationen brauchen wir Nahrung, erst für den Bauch, dann für die Linse. Also erster Test für unseren Fahrer „Gulab“: Nahrungszufuhr! 10 Minuten später sitzen wir in einem schummrigen Lokal mit zu lautem Techno-Background und überhöhten Preisen. Draussen waren wir definitiv schneller wie drinnen. (Tourist Trap #2 erfolgreich abgewendet)

Ob der Fahrer unser anschliessendes Gespräch ernst genommen hat, wird sich noch zeigen. Aber vermutlich nicht, denn die Preise in der Gegend seien enorm hoch, obwohl er nie da essen würde und wir im Kaffee daneben einen top Cappuccino bekommen haben.

Im Humayuns Grab einer Delhi Variante des Taj Mahal wurden wir dann mit etwas Ruhe und unsere Kameras mit guten Objekten belohnt. Ein traumhafter Park mit eben einem muslimischen Grabmal.

Danach kurz zum roten Fort um zu erfahren, dass es montags geschlossen ist und dann in die „wohl schönste Moschee“ in Delhi. Da wir nur diese gesehen haben, ist das relativ schwer zu sagen, aber mächtig ist das Ding allemal.

Allerdings sehr wohl fühlt man sich nicht in der Gegend. Girls sind hier eher selten und die Jungs sind mit ihren Handykameras ziemlich aufdringlich, wie Franziska dies erfahren musste. Speziell auch der Ziegenmarkt und Ramschverkauf am Ausgang der Moschee. Man kriegt alles mögliche von Essen, Kleider, Souvenir bis eben Ziegen. Eine ganze Menge davon.

Danach haben wir etwas Ruhe verdient und liessen uns in der Backpacker Gegend aussetzen, um den Abend bei indischem Essen zu beschliessen.

Endlich gehts los

Nach elf Monaten warten ist es nun so weit. Wir sind gerade von Franziska’s Eltern am Flughafen abgeladen worden, haben das Gepäck „am Business Schalter“ aufgeben dürfen (soweit gefällt uns das Reisen mit Turkish Airlines).

Nun noch den letzten „Soja-Chai Tea Latte“ im Starbucks geniessen und diesen ersten on-tour Blog Eintrag schreiben.

Um 11:30 gehts auf nach Istambul und dann weiter bis Delhi. Geplante Ankunft irgendwann 4 Uhr Ortszeit, wo jemand mit einem Namenschild auf uns wartet.

Wir sind jetzt schon gespannt, ob das Namensschild wirklich auf uns wartet oder ob es neben einem Bett liegen geblieben ist – zusammen mit seinem Überbringer.

Nun das wird sich in etwa 14 Stunden zeigen. Erst mal Filme schauen ohne Ende und vielleicht auch zwischendurch den Reiseführer durchblättern.

to be continue …

Indien Blog – Der Countdown läuft

Nun gilt es langsam ernst: Das Gepäck steht bis auf ein paar Kleinigkeiten (wichtige Kleinigkeiten) bereit.

Gepäck Franziska: 10.1kg

Gepäck Beat: 12.1kg

Handgepäck gemeinsam: 5.1kg  9.3 kg

Kameraausrüstung: 4kg

Ich bin jetzt schon gespannt, wieviele Kilos unser Gepäck am Ende mehr oder weniger (neeeeeiiiiiin…) auf die Waage bringt :-).

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